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Waren schon einmal dicht beieinander: Michail Tkach (l.) von der Jüdischen, Ud Joffe von der Synagogengemeinde.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Streit um die Rolle des Bauvereins

Jüdische Gemeinden debattieren erneut über Synagogenbau / Gorholt: Machbarkeitsstudie bis Ende April

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Innenstadt - Der Ende vergangener Woche erneut aufgeflammte Streit um die künftige Synagoge hat sich am Montag fortgesetzt: Nun steht die Rolle des Synagogen-Bauvereins im Fokus der Debatte. Empört reagierte die Jüdische Gemeinde auf eine Äußerung des Vorsitzenden der Synagogen-Gemeinde, Ud Joffe, wonach der Bauverein mit dem Bau der Synagoge nichts mehr zu tun habe. Die Jüdische Gemeinde ließ mitteilen, diese „Diffamierung“ sei „beleidigend und realitätsfremd“. Die Jüdische Gemeinde Potsdam werde auch weiter gemeinsam mit dem Bauverein Neue Synagoge Potsdam e.V. „konstruktiv für eine Synagoge mit Gemeindezentrum und für einen sinnvollen Kompromiss für alle Juden in Potsdam streiten“. In der Mitteilung heißt es weiter: „Die Äußerungen des Vorsitzenden der Synagogengemeinde wirken dabei unverschämt und kontraproduktiv.“

Der Synagogen-Bauverein hatte nach einer Mitgliederversammlung am Donnerstagabend vergangener Woche überraschend mitgeteilt, ein durch die beiden jüdischen Gemeinden erarbeitetes Positionspapier sei „in wesentlichen Punkten falsch“ (PNN berichteten). Die Jüdische Gemeinde und der Bauverein seien in dem durch Kulturstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) beförderten Mediationsverfahren übergangen worden. Das Kompromisspapier trägt sowohl die Unterschrift von Joffe, als auch von Michail Tkach vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde.

Synagogengemeinde-Chef Joffe ging seinerseits am Montag in einer Mitteilung auf den Mediationsprozess ein. Nach der achtwöchigen Mediation und mehrfachen Korrekturen durch die beiden Gemeindevorsitzenden seien gemeinsame Dokumente unterzeichnet worden. Eine Funktionsliste erfasste die Wünsche beider Parteien bezüglich der Räume und Angebote zunächst nach Idealvorstellungen unabhängig von der Realisierungsmöglichkeit, so Joffe. Eine zweite, sogenannte Rote-Linien-Liste erfasste Joffe zufolge die Wünsche jeder Gemeinde, ohne deren Erfüllung eine Zusammenarbeit eventuell infrage gestellt werden könnte.

Hinsichtlich der Rolle des Synagogen-Bauvereins unter dem Vorsitz Peter Schülers (Bündnisgrüne) bekräftigte Joffe seine Haltung: „Wir lehnen den Versuch insbesondere der nicht-jüdischen Vorstandsmitglieder des Synagogen-Bauvereins ab, diese vernünftige Herangehensweise zu untergraben. Der Bauverein ist an seiner Aufgabe, alle Potsdamer Juden in dieses Projekt zu integrieren, gescheitert.“ Hintergrund: Der Bauverein verweigert Juden und Nicht-Juden die Mitgliedschaft, wenn diese sich nicht zum Synagogenentwurf des Berliner Architekten Jost Haberland bekennen. Auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde freue sich seine Gemeinde, erklärte Joffe weiter.

Für Kulturstaatssekretär Gorholt ist der erneute Streit „im Grunde unerklärlich“. Wie er den PNN sagte, haben die Gemeinden eine Verabredung getroffen, die eingehalten werde. Der Landesbaubetrieb erstelle anhand der von den Gemeinden für die Synagoge gewünschten Funktionen eine Machbarkeitsstudie. Geprüft werde, ob die gewünschten Nutzungen innerhalb der Kubatur des Haberland-Entwurfes realisiert werden könnten. Zudem werde erkundet, ob „Büro- und Aktivitätsräume“ in einem „Annexgebäude“ neben der entstehenden Synagoge in der Schloßstraße untergebracht werden könnten. Ende April würden beide Gemeinden über die Ergebnisse der Studie informiert. Die Frage „Wie geht es weiter?“ sollte dann bis Mitte Mai geklärt sein.

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