Landeshauptstadt: Streit um die Uferwiese
Pachtvertrag über die ehemalige Militärbadeanstalt soll nicht fortgesetzt werden
Stand:
Eiche - Cora und Swetlana Freifrau von Bottlenberg, die mit ihrer Micro GmbH das Hotel und Restaurant Gut Schloß Golm betreiben, soll die Verlängerung des bis 2008 laufenden Pachtvertrages für das Gelände der ehemaligen Militärbadeanstalt verweigert werden. Für diese Forderung fand Golms Ortsbürgermeister Ulf Mohr am Donnerstagabend im Ortsbeirat Eiche offene Ohren.
Die Hotelbetreiberinnen hatten die einstige Industriellenvilla, in der ihre Großmutter in den 20er Jahren eine von vielen UFA-Filmschauspielern genutzte Prominentenpension betrieb, nach der Wiedervereinigung 1992 zurückerworben und zu einem gastronomischen Nobeltempel ausgebaut. Außerdem pachteten sie den im Eigentum der Gemeinde Golm (nach der Eingemeindung 2003 dann Potsdam) befindlichen Badestrand. Seitdem verwehren nach Mohrs Darstellung die „Schlossdamen“ den öffentlichen Zugang. Der Uferstreifen am Großen Zernsee, der bis in die 90er Jahren Einwohnern Golms, Eiches, Grubes und Bornims als bevorzugte Badestelle diente, stehe heute nur noch den Gästen zur Verfügung, die hier Partys bis hin zum Feuerwerk kurz vor Mitternacht veranstalteten.
Im Bauausschuss hatte der SPD-Abgeordnete Harald Kümmel im September versucht, den Streit durch einen Kompromiss zu schlichten. Er schlug eine Verlängerung des Pachtvertrages bei gleichzeitiger Verpflichtung der Hoteleignerinnen vor, den öffentlichen Zugang zu gewährleisten. Cora von Bottlenberg erklärte dazu gegenüber den PNN, sie sei unter bestimmten Bedingungen bereit, ihren zum Ufer führenden Privatweg zeitweise zu öffnen. Ausgeschlossen werden müsse jedoch, dass dort wie in der Vergangenheit Gruppen mit jeder Menge Sechserpacks Bier anrücken, Lagerfeuer anzünden, bis in die Nacht lärmen und ein vermülltes Gelände zurücklassen. Auch rechtsradikale Gesänge seien angestimmt worden. Es sei nicht unbillig, von den Besuchern die Bestellung einer Tasse Kaffee und eines Stücks Kuchen zu fordern. Den Pachtvertrag möchten die v. Bottlenbergs fortsetzen, denn die Nutzung der Strandwiese sei ein wichtiger Bestandteil ihres „Fest- und Feierhauses“. Falls keine Einigung erzielt werden könne, kündigten sie die völlige Sperrung des Privatweges an. Auf einen langen Rechtsstreit seien sie eingerichtet.
Der Stadt bliebe dann nur übrig, eine neue „Zuwegung“ zum Strand zu schaffen, wozu erhebliche Mittel notwendig wären. Als nicht umsetzbar gelten die von Ulrich Gorgs (FDP) geäußerte Vorschläge, das Gelände zu einer offiziellen Badeanstalt auszubauen. Dies lässt allein die Lage im Landschaftsschutzgebiet nicht zu. Erhard Hohenstein
Erhard Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: