
© Andreas Klaer
Von Peer Straube: Streit um die Weisse Flotte
Grüne: Hafendomizil soll für Wiederherstellung der Potsdamer Mitte umziehen / Kritik vom Flottenchef
Stand:
Innenstadt - Die Weisse Flotte gerät baupolitisch in schwere See. Hinter den Kulissen ist ein handfester Streit um den künftigen Standort der Potsdamer Fahrgastschifffahrt entbrannt. Im Kern geht es darum, wohin das Unternehmensdomizil verlagert werden soll, wenn das heutige Hafengebäude im Zuge des möglichen Abbruchs des Mercure-Hotels mit abgerissen wird.
Insbesondere die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke und der Verein „Mitteschön“ gehen jetzt auf Kollisionskurs zu einem zwischen Stadt und Weisser Flotte ausgehandelten Kompromiss. Dieser sieht zwei Neubauten vor: Der erste, größere soll zwischen Hafenkante und Neptunbassin entstehen und Gastronomie beherbergen, der zweite, parallel zur Bahnlinie, die Verwaltung aufnehmen. Schon im Bauausschuss am Dienstagabend kündigte Hüneke „energischen“ Widerstand gegen das Vorhaben an. Mit der Errichtung des Landtags in Gestalt des historischen Stadtschlosses habe man eine „unglaubliche Perspektive“ zur Wiedergewinnung der Mitte, sagte Hüneke gestern den PNN. „Die kann man nicht für einen Funktionsbau der Weissen Flotte aufgeben.“ Man müsse „bei allen wirtschaftlichen Interessen auch das Gemeinwohl im Blick haben“.
Nach Hünekes Willen soll das Unternehmen seinen Sitz künftig ausschließlich im südlichen Teil des Lustgartens parallel zum Bahndamm haben. In der Tat ist in den Sanierungszielen für die Mitte dort ein langgestrecktes Baufeld ausgewiesen, das vom Gelände des Innenministeriums bis knapp Höhe Neptunbassin reicht. Diesen Standort lehnt Flottenchef Jan Lehmann allerdings kategorisch ab. „Unsere Gäste wollen am Hafen sitzen und nicht an der Bahn“, sagte er gestern den PNN. Das alte Hafengebäude sei im Bewusstsein geplant worden, dass die damals noch kommunale Fahrgastschifffahrt privatisiert werden sollte. „Wir sind aber gar nicht einbezogen worden“, klagt Lehmann. Vieles sei nun zu klein. Insbesondere bei den Toiletten und im Gastronomiebereich „platzen wir aus allen Nähten“, sagt Lehmann und pocht auf das Renommee des Unternehmens. Eine viertel Million Fahrgäste pro Jahr würden befördert. Die Weisse Flotte sei ein „nicht unerheblicher Tourismusfaktor“ Potsdams und zahle „nicht wenig Steuern“. An Hüneke übte Lehmann scharfe Kritik: „Wie eine Politikerin so energisch gegen Arbeitsplätze vorgehen kann, ist ein starkes Stück.“ Zugleich warf er der Stadt vor, die Planungen zu verschleppen. Seit dreieinhalb Jahren sei nichts passiert. Ursprünglich habe man nur einen Erweiterungsbau als Ersatz für das nur saisonal nutzbare Palmenzelt realisieren wollen. Dass nun sogar über den Standort des Unternehmens diskutiert werde, könne er nicht nachvollziehen, so Lehmann.
Unterstützung bekommt der Flottenchef von SPD und Linken. Beide Stadtverordnetenfraktionen wollen an dem Beschluss festhalten, die Sanierungsziele im Lustgartenbereich zu ändern, damit andere Baufelder als das am Bahndamm ausgewiesen werden können. Die Weisse Flotte sei ein „touristischer Leistungsträger“, der für die Zukunft der Stadt wichtig sei, sagte gestern SPD-Fraktionschef Mike Schubert. Die Grünen wollen das nicht hinnehmen. Ihr Antrag, die alten Sanierungsziele und damit das Baufeld am Bahndamm beizubehalten, soll nun im Experten-Workshop zur Mitte am 26. und 27. Juni beraten werden. Der Weissen Flotte, so Hüneke, sei die Bedeutung des Lustgartens „noch nicht ausreichend vermittelt“ worden.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: