Aus dem GERICHTSSAAL: Streit um eine Parklücke 200 Euro Buße für üble Worte und einen Tritt
Sagen möchte Silvana S.* (36) – angeklagt wegen Beleidigung und Sachbeschädigung – zu Prozessbeginn erst einmal nichts.
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Sagen möchte Silvana S.* (36) – angeklagt wegen Beleidigung und Sachbeschädigung – zu Prozessbeginn erst einmal nichts. Doch die Zeugen malen ein eindrucksvolles Bild des Geschehens vom 15. Januar vorigen Jahres in Alt Nowawes. Zum Beispiel Joachim J.* (47), der Geschädigte, wie es im Juristendeutsch heißt. „Es war gegen 15.45 Uhr. Ich war im Begriff, in eine Lücke in der Nähe meiner Wohnung einzuparken und blinkte. In dem Moment kam eine junge Dame von der Gegenseite angefahren und wollte partout auch rein.“ Offenbar erbost, dass sie das Nachsehen hatte, sei die Frau zuerst hinter ihm hergerannt, habe ihn mit Worten weit unter der Gürtellinie betitelt. „Auf einmal vernahm ich einen dumpfen Knall“, so der Kfz-Mechaniker. „Ich lief zu ihr hin, hielt sie am Arm fest. Sie schrie, als ob ich ihr sonst was antun wollte. Das Nummernschild meines Autos hatte eine Delle, Abrieb von der Sohle eines Schuhs war deutlich sichtbar. Ich sagte ihr, so geht das aber nicht. Sie antwortete, dein Auto ist demnächst sowieso Schrott“, erbost sich der Mann.
„Ich wollte gerade wegfahren. Da hörte ich ein mörderisches Geschrei“, erinnert sich Anwohner Ralf R.* (44). „Kurz darauf sprang die Angeklagte gegen das Auto meines Nachbarn. Der griff sie am Kragen, ließ aber sofort wieder los, als sie zu brüllen anfing. Ich fragte ihn, ob er meine Hilfe brauchte. Da kriegte ich auch noch eine Schimpfkanonade ab“, so der Werbe-Experte. Nora N.* (35) war auf dem Weg zum Weberpark, als sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Gerangel bemerkte. „Ein Mann drückte eine Frau gegen einen Kleinbus. Dann erhob er die Faust, als ob er sie schlagen wollte. Die Frau schrie etwas, das ich nicht verstand. Daraufhin ließ er von ihr ab“, erzählt die Angestellte im Zeugenstand. Kurze Zeit später habe sie besagte Frau im Einkaufszentrum wiedergetroffen. „Die stand noch völlig unter Schock.“
„Ich habe dem Herrn gesagt, dass es nicht in Ordnung war, mir den Parkplatz streitig zu machen“, meldet sich die Angeklagte nun zu Wort. „Doch er meinte nur, das ist mir scheißegal.“ Vor Wut habe sie gegen den linken Vorderreifen seines Fahrzeugs „gekickt“, sei plötzlich von dem Besitzer geschnappt und mit der Faust bedroht worden. „Im meinem Auto waren meine drei kleinen Kinder. Die konnten die Situation nicht einordnen und drehten durch. Da habe ich die Worte gesagt, die in der Anklageschrift stehen“, räumt die Alleinerziehende ein. „Tut mir leid, dass die Sache eskaliert ist.“
„Die Angeklagte legt sich den Sachverhalt so zurecht, wie sie es gern hätte“, mutmaßt die Staatsanwältin, regt dennoch an, das Verfahren gegen Silvana S. wegen geringer Schuld einzustellen. Ein „Denkzettel“ von 200 Euro müsse jedoch sein. Das Gericht stimmt zu, gestattet der Hartz-IV-Empfängerin Ratenzahlung (*Namen geändert). Hoga
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