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Landeshauptstadt: Streit um Flotten-Neubau

Bauausschuss kritisiert Wettbewerbsverfahren

Von Peer Straube

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Innenstadt - Der Streit um den geplanten Restaurantneubau für die Weisse Flotte ist erneut eskaliert. Bauausschuss und Gestaltungsrat übten teils harsche Kritik am Wettbewerbsverfahren und an der Kompetenz des Preisgerichts.

Wie berichtet war das Berliner Architekturbüro des Potsdamer Fachhochschulprofessors Karl-Heinz Winkens aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen. Der Entwurf für den Restaurantneubau, der das Palmenzelt ersetzen soll, sieht einen quaderförmigen Anbau an das Mercure-Hotel aus Glas und Holz vor. Dem Preisgericht, das über die Entwürfe entschied, gehörten Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne), Sanierungsträgerchef Erich Jesse, Flottenchef Jan Lehmann, Winkens’ Fachhochschulkollege Ludger Brands und die Linke- Stadtverordnete Sigrid Müller an.

Insbesondere die letzte Personalie erregte den Unwillen einiger Ausschussmitglieder, weil Müller dem Gremium in Vertretung des Bauausschussvorsitzenden Rolf Kutzmutz (Linke) angehört hatte. Diese Wahl sei „befremdlich“, kritisierte Saskia Hüneke (Grüne), die stellvertretende Ausschussvorsitzende. Doch weder sie noch Björn Teuteberg (FDP) erhielten eine Antwort auf die Frage, wie Müller in das Gremium gekommen sei.

Kutzmutz sagte gestern den PNN, er sei terminlich verhindert gewesen und habe Hüneke als Vertretung in die Jury entsenden wollen. Daraufhin habe ihm die Verwaltung mitgeteilt, seine Einladung sei „persönlich“ und er solle eine Vertretung benennen. Daraufhin habe er sich für Müller entschieden.

Wie die Pro Potsdam, die den Wettbewerb über den Sanierungsträger gemeinsam mit der Weissen Flotte ausgelobt hatte, auf Anfrage erklärte, sei die Zusammensetzung der Jury nach „architektonischem Sachverstand, Bauherrenbeteiligung, Beteiligung des Bauausschusses und Zuständigkeit“ erfolgt. Müller ist aber nicht Mitglied des Bauausschusses.

Unbeantwortet blieb im Ausschuss auch die Frage, warum der Siegerentwurf nicht erneut dem Gestaltungsrat vorgelegt wurde. Den PNN ließ Klipp gestern mitteilen, der Gestaltungsrat sei nicht noch einmal einbezogen worden, weil es ein Wettbewerbsergebnis gäbe. Der Gestaltungsrat habe sich mit dem ursprünglichen Entwurf der Weissen Flotte beschäftigt, der verworfen wurde, was wiederum Ausgangspunkt für den Wettbewerb gewesen sei. Im Übrigen sei Ulla Luther, der Vorsitzenden des Gestaltungsrates, die Leitung der Jury angeboten worden, was diese „leider“ abgelehnt habe.

Luther begründete ihr Nein auf Anfrage mit der Bemerkung, die „fachliche Kompetenz“ sei im Preisgericht „zu gering“ vertreten gewesen. Üblich sei, dass Fachleute bei Wettbewerben die Stimmenmehrheit hätten. Dies sei hier nicht der Fall gewesen.

Als Steffen Pfrogner, sachkundiger Bürger für die Linke im Bauausschuss, Klipp darauf hinwies, dass es für die Durchführung von Wettbewerben eine Vergabeordnung gäbe, reagierte Klipp unwirsch. „Sie mit Ihrer reinen Lehre“, sagte der Dezernent. „Das ist ja weltfremd.“

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