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Landeshauptstadt: Streit um Generals-Grab

Bornstedter Friedhof: Weitere Grab-Paten

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Bornstedt - Um die verfallene Grabstätte des Preußengenerals Friedrich Wilhelm von Scholl (1846-1928) auf dem Bornstedter Friedhof ist ein Streit entbrannt. Die Friedhofsleitung der evangelischen Gemeinde möchte das Grab auf Kosten eines „Grab-Paten“ restaurieren lassen. Denkmalpfleger und Historiker sehen darin eine Verletzung der Grabkultur des denkmalgeschützten Friedhofs.

Karlheinz Deisenroth aus Freiburg im Breisgau hatte sich in einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs sowie an die Untere Denkmalbehörde, den Gemeindepfarrer und den Generalsuperintendenten gewandt. Nach Meinung Deisenroths, drohen „dem Eindruck der Gesamtanlage vernichtende Eingriffe“. Der Autor Deisenroth ist durch seine 463-seitige wissenschaftliche Arbeit „Märkische Grablege im Höfischen Glanze. Der Bornstedter Friedhof zu Potsdam“ die das Militärgeschichtliche Forschungsamt Potsdam 2003 herausgegeben hat, als Fachmann ausgewiesen „Karlheinz Deisenroths vorzüglich recherchiertes und ausgezeichnet geschriebenes Buch entreißt die Toten dem Vergessen, gibt den Namen ihre Geschichte zurück“, schreibt Manfred Stolpe im Vorwort.

Auch Generaloberst von Scholl entreißt Deisenroth dem Vergessen. Es ist der ranghöchste in Bornstedt bestattete Offizier; bei seiner Beerdigung 1928 stand sogar Reichspräsident von Hindenburg am Grabe. Von Scholl war zuletzt Generalkapitän der eher repräsentativen Schloss- und Leibgarde. Deisenroth zitiert aus einem Tagebuch, nach dem der kaisertreue General einer von denen gewesen sei, die sich „wie ein Neufundländer treten und puffen lassen und doch immer treuherzig mit dem Schwanz wedeln.“

Zur beabsichtigten Patenschaft über das Scholl-Grab und dessen Familienangehörigen bemerkt Deisenroth in seinem Brief, der der Redaktion vorliegt: „Die an exponierter Stelle neben dem Pietschkergrabe gelegene Ruhestätte würde durch die geplanten Maßnahmen...ihren Charakter als Beispiel für eine im Vergleich zur Stellung in der Armee und am Hofe relativ bescheidene Sepulkralkultur im höheren adligen Potsdamer Offizierskorps ... einbüßen.“ „Es tut mir leid, der Herr ist nicht mit den Details vertraut“, bemerkt hingegen die ehrenamtliche Leiterin des Bornstedter Friedhofs, Jutta Erb-Rogg. Die historischen Grabanlagen seien stark sanierungsbedürftig. Eine Möglichkeit, sie zu erhalten, sei die Patenschaft. Das erste Vorhaben dieser Art war 2006 die Grabstätte des Vaters von Mathias Möchmeier aus Westfalen. Bei dieser umzäunten Grabstätte war der historische Charakter samt Grabkreuz mit Original-Inschrift erhalten worden. Bei der Paten-Grabstätte von Scholls sollen nach Mitteilung von Deisenroth „die vorhandenen Grabsteine...umgedreht und neu beschriftet werden.“ Erb-Rogg verweist auf den ständigen Kontakt mit der Unteren Denkmalbehörde: „Wir können ohne die Denkmalpflege nicht atmen.“ Für die Scholl-Grabstätte gebe es zwei mögliche Varianten: Versetzen der historischen Grabsteine an die Mauer oder Belassen am bisherigen Standort. Im letzten Fall würde die Grabplatte des Paten an der Mauer befestigt. Insgesamt acht weitere Gräber sollen dieses Jahr noch so restauriert werden.

Die Restaurierung des Scholl-Grabes scheint zunächst auf Eis zu liegen. Es müssten noch einige Voraussetzungen für die Restaurierung geschaffen werden, hieß es gestern aus dem beauftragten Architekturbüro. Günter Schenke

Günter Schenke

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