Landeshauptstadt: Streit um Kilometerpreis Zwei Taxiverbände uneins über neue Tarifordnung
Norbert Schückram ist Taxifahrer auf seinem eigenen Fahrzeug. 85 Euro muss er pro Tag erwirtschaften, um langfristig überleben zu können.
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Norbert Schückram ist Taxifahrer auf seinem eigenen Fahrzeug. 85 Euro muss er pro Tag erwirtschaften, um langfristig überleben zu können. Egal ob seine Schicht acht oder 14 Stunden dauert. Derzeit fährt er häufig 14 Stunden – und hat dann oft nicht mehr als 60 Euro beisammen. Wenn er Anfang 2006 seine Konzession für weitere fünf Jahre verlängern will, muss er 3500 Euro Rücklagesumme nachweisen können. Woher er die nehmen soll, weiß er heute noch nicht. Seit fünf Jahren wurde die Taxigebühr in Potsdam nicht erhöht, nun soll eine neue Taxitarifordnung durch die Stadtverordneten beschlossen werden. Doch die Zunft ist sich nicht einig, welche Tarifform die richtige ist. Es gibt zwei Taxiverbände, die unterschiedlicher Ansicht sind. Karl-Heinz Kirle steht der Potsdamer Geschäftsstelle des Taxiverbandes Berlin-Brandenburg (TVB) vor. Er hat zusammen mit der Stadtverwaltung die Konditionen für die geplante neue Tarifordnung ausgehandelt. Kirle verteidigt seine Pläne, die eine Heraufsetzung des Kilometerpreises von derzeit 1,10 Euro auf 1,25 Euro vorsehen. Diese Steigerung von 13,6 Prozent stelle einen „Ausgleich der Inflationsrate“ der letzten fünf Jahre dar, so Kirle. Der Vorschlag des Zentralverbandes der Personenverkehrsunternehmer Berlin-Brandenburg (LZP) sieht dagegen einen Kilometerpreis von 1,80 Euro vor – allerdings nur für die ersten drei Kilometer, dann solle es immer billiger werden – von Kilometer drei bis fünf 1,50 Euro und ab Kilometer sechs 1,10 Euro. LZP-Präsident Joachim Fuchs: „Je weiter man fährt, um so günstiger sollte der Kilometer werden“. Weil der TVB-Vorschlag dagegen einen einheitlichen Kilometerpreis unabhängig von der Fahrtlänge vorsieht, sagt Fuchs: „Der TVB-Tarif benachteiligt die neuen Potsdamer Ortsteile“. Daher sollte der TVB-Tarif, wie er vom Ordnungsausschuss empfohlen wurde, von der Stadtverordnetenversammlung nicht beschlossen werden. Fuchs schlägt eine Tarifkommission vor, die einen Vorschlag beider Verbände erarbeitet. Kirle vom TVB erklärte sich dagegen mit der Entfernungsunterscheidung beim Preis nicht einverstanden: „Je einfacher der Tarif, um so besser ist er vom Kunden nachvollziehbar.“ Zudem: Rund die Hälfte der Potsdamer Taxiunternehmer hätten Taxameter älterer Bauart im Fahrzeug, die sich laut Teltower Taxameter-Werkstatt nicht auf wechselnde Kilometerpreise umrüsten ließen. Und neue Taxameter zu kaufen fehlten den Taxiunternehmern das Geld. Taxifahrer Schückram spricht sich für das degressive Kilometerpreismodell der LZP aus. Er hofft, das Kunden dadurch zu längeren Fahrten ermuntert werden und er dadurch höhere Einnahmen erzielen könne. Die seien bitter nötig, denn „wenn mir meine Mutter nicht finanziell unter die Arme greifen würde, wäre ich schon pleite“. Guido Berg
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