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Homepage: Streit um Klimawandel PIK-Klimaforscher lehnen These von kosmischer Strahlung ab

Ein kürzlich veröffentlichter wissenschaftlicher Artikel von Nir Shaviv und Jan Veizer, der einen Zusammenhang der Entwicklung der Erdtemperatur mit der kosmischen Strahlung zeigt, beruht nach Ansicht führender Klimafachleute auf „äußerst fragwürdigen“ Methoden. Auch die Forscher des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zählen zu den Kritikern.

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Ein kürzlich veröffentlichter wissenschaftlicher Artikel von Nir Shaviv und Jan Veizer, der einen Zusammenhang der Entwicklung der Erdtemperatur mit der kosmischen Strahlung zeigt, beruht nach Ansicht führender Klimafachleute auf „äußerst fragwürdigen“ Methoden. Auch die Forscher des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zählen zu den Kritikern. Die im Artikel abgeschätzte Bedeutung des Kohlendioxids für das Klima beziehe sich lediglich auf geologische Zeiträume von hunderten von Jahrmillionen. „Selbst wenn die Analyse korrekt wäre, ließen sich keine Rückschlüsse auf die derzeitige Klimaveränderung ziehen, da auf der Zeitskala von Jahrzehnten andere Faktoren eine wesentliche Rolle spielen“, so das PIK. Im Juli 2003 wurde in der Zeitschrift GSA Today ein Artikel des Astrophysikers Nir Shaviv und des Geologen Jan Veizer veröffentlicht, der einen Zusammenhang der kosmischen Strahlung mit der langfristigen Temperaturentwicklung auf der Erde über hunderte von Jahrmillionen belegen sollte. Die Autoren behaupten, dass der Einfluss des Kohlendioxid auf das Erdklima geringer sei als bislang angenommen. Weil dieser Artikel von Interessenverbänden und „Klimaskeptikern“ aufgegriffen und weithin in Politik und Medien verbreitet wurde, erscheint dem PIK eine Stellungnahme aus wissenschaftlicher Sicht notwendig. „Nach Auffassung zahlreicher Klimafachleute sind die von Shaviv and Veizer durchgeführte Analyse und insbesondere die daraus gezogenen Schlüsse wissenschaftlich nicht haltbar“, so das PIK. Kurven von kosmischer Strahlung und Temperatur so weit in die Vergangenheit seien extrem unsicher. Die Rekonstruktion der kosmischen Strahlung beruhe lediglich auf 42 Meteoritenfunden, die von anderen Experten ganz anders interpretiert würden. „Die beiden Kurven zeigen zudem nur deshalb einen statistischen Zusammenhang, weil die Zeitskala der kosmischen Daten willkürlich so gestreckt wurde, bis eine Übereinstimmung auftritt – die unveränderten Rohdaten zeigen keine signifikante Korrelation“, sagen die Potsdamer Forscher. Noch fragwürdiger sei Shavivs und Veizers Versuch, aus den rekonstruierten Daten die Wirkung des Kohlendioxids auf das Klima abzuschätzen. Da im Klimasystem stets mehrere Antriebsfaktoren und Rückkopplungsmechanismen zusammenwirken, lasse sich die Stärke des Einflusses einzelner Faktoren nicht einfach aus dem Vergleich von Kurven isolieren. Die Anwendung dieser Methode auf die viel zuverlässigeren Antarktischen Eisbohrkern-Daten von Temperatur und Kohlendioxid über die letzten 420 000 Jahre würde ergeben, dass eine Verdoppelung von Kohlendioxid eine Erwärmung um mehr als 10 Grad Celsius zur Folge hätte. „Dies ist jedoch keine brauchbare Methode, die Wirkung von Kohlendioxid zu erhalten“, so die PIK-Forscher. Klimatologen gehen aufgrund der bekannten Strahlungswirkung von Kohlendioxid davon aus, dass eine Verdoppelung des Kohlendioxids eine Erwärmung um 1,5 bis 4,5 Grad Celsius zur Folge hätte. „Selbst wenn die Arbeit von Shaviv und Veizer methodisch korrekt wäre, ergäben sich daraus für die heutige Klimaänderung keine neuen Erkenntnisse“, schließen die Potsdamer Klimaforscher. Die Autoren selbst würden betonen, dass der von ihnen postulierte Zusammenhang nur für Zeiträume von mehreren Millionen von Jahren gilt. Die aktuelle Klimaerwärmung betreffe hingegen einen Zeitraum von wenigen hundert Jahren, für den zum Teil ganz andere Mechanismen eine Rolle spielen. Kix

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