zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Streit um Mauerbilder

Preußenverein ließ Ausstellung in Bahnhofspassagen vorzeitig abbauen

Stand:

Innenstadt - Die Exposition „Bilder aus zwei Jahrtausenden. Von der Maueröffnung bis zur Gegenwart“ von Günther Schaefer, die bis 1. Juli laufen sollte, ist aus den Ausstellungsräumen des Vereins „300 Jahre Preußen“ in den Bahnhofspassagen verschwunden. Wie Schaefer den PNN sagte, habe der Vereinsvorsitzende und Galerist Markus Wilhelmy die Ausstellung vorzeitig abbauen und einlagern lassen. Der prominente Fotograf und bildende Künstler hatte darin sein Langzeitprojekt vorgestellt, in dem er den Wandel der Hauptstadtregion seit dem Fall der Mauer 1989 dokumentiert. International bekannt wurde Schäfer auch durch sein heute unter Denkmalschutz stehendes Mauergemälde „Vaterland“. Die Fotoschau zählte in dreieinhalb Wochen 4000 Besucher, laut Schaefer der „höchste Wert“, den der Preußenverein bisher bei seinen Ausstellungen erreicht habe.

Gestern waren die Kontrahenten mit ihren Rechtsanwälten vor Ort, wo Schaefer sein Ausstellungsgut mit einem Materialwert von 90 000 Euro wieder in Empfang nahm. Er hatte dazu nach seinen Angaben die Polizei einschalten und ein Eilverfahren beim Landgericht anstrengen müssen. Zuvor habe Wilhelmy gegen ihn ein Hausverbot verhängt und die Schlösser zur Galerie austauschen lassen. Dies sei damit begründet worden, dass der Fotograf eine Ein-Euro-Kraft des Vereins unhöflich behandelt habe. Davon könne jedoch keine Rede sein.

Über die wahren Gründe der Auseinandersetzung wollten gestern beide Seiten keine Angaben machen. Der für sein manchmal exzentrisches Auftreten bekannte „Preußen“-Vorsitzende erklärte salopp: „Was Sie auch immer dazu schreiben, ich werde es bestreiten.“ Schaefer sagte, der Aufbau einer Ausstellung zur Naturfotografie im Flur der Passagen vor seiner Exposition sei nicht Anlass des Streits gewesen. Nach PNN-Informationen hat der Streit einen finanziellen Hintergrund. Die Partner hätten sich nicht über die Abrechnung der dem Verein zustehenden Anteile und der Einnahmen aus dem Verkauf der Fotobücher und CDs einigen können. In einem Rückruf räumte Wilhelmy diese Unstimmigkeiten gestern Nachmittag dann doch ein.

Der Preußenverein hat inzwischen vollendete Tatsachen geschaffen und Schaefers „Mauerbilder“ durch Ansichten Potsdamer Baudenkmale ersetzt. Sie sollen bis Ende September gezeigt werden. Autor ist der Potsdamer Sammler und Modellbauer Siegfried Lieberenz. „Ich war von der Vorverlegung meiner Ausstellung auch überrascht, denn ursprünglich sollte sie erst ab 7. Juli gezeigt werden“, äußerte er sich. E. Hoh

E. Hoh

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })