Landeshauptstadt: Streit um Mosaik
Künstler-Witwe Raetsch kritisiert Fassadensanierung
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Innenstadt - Der letzte unsanierte Plattenbau-Zehngeschosser zwischen Luisenplatz und Neustädter Havelbucht wird saniert. Etwa zwei Millionen Euro werde die Firma Semmelhaack als Eigentümer des Wohnblocks in neue Fenster und die Wärmeverbund-Isolierung investieren, sagte Projektsteuerer Berko Dibowski gestern auf Nachfrage. Die Farbe stehe jedoch noch nicht endgültig fest, erste Entwürfe deuten jedoch auf blassere Farben als die der intensiv-bunten Nachbarblöcke hin. In dem Semmelhaack-Haus, das sich wie eine Schlange um das Markt-Center legt, gibt es 177 Wohnungen.
Von der Fassadensanierung nicht ausgeschlossen bleiben soll bislang auch das 28 mal 12 Meter große Mosaik des vor zwei Jahren verstorbenen Potsdamer Künstlers Karl Raetsch. Das Wandbild mit dem Motto Jahreszeiten ist an einer Außenfassade in Richtung Breite Straße angebracht und weithin sichtbar. Die Gerüste wurden bereits aufgestellt, Wärmedämmplatten klebten bis gestern Vormittag jedoch noch nicht. „Zum Glück“, sagte Barbara Raetsch. Denn die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Potsdamer Künstlers Karl Raetsch hat sich als Inhaberin der Urheberrechte beim Hauseigentümer gemeldet und gefordert, dass das große Wandbild bestehen und weiter sichtbar bleibt. Sie bezeichnet die Arbeit ihres Mannes als „Wandbild besonderer Güte“. Sie hoffe auf eine Chance, dass es erhalten bleibt. Die Mosaiksteine mittlerer Größe wurden Ende der 1970er- Jahre an der nüchternen Plattenbaufassade angebracht, Das Bild steht jedoch nicht unter Denkmalschutz. Bei Semmelhaack sei man mit dem Problem gestern erstmals konfrontiert worden, sagte Berko Dibowski. Nun werde geprüft, was die Stadtverwaltung zu dem Thema sage. Denn die genehmigten Bauunterlagen würden laut Dibowski keine Hinweise darauf geben, dass das Mosaik unter Denkmalschutz stehe oder ein schützenswertes Wandbild sei. Der Semmelhaack-Projektleiter geht davon aus, dass sich das eine Einigung erzielen lasse.
Schon einmal wurde in der Stadt versucht, eine Arbeit des Künstlers abzureißen, jedoch sei damals nach langen Diskussionen davon abgerückt worden, erzählt Barbara Raetsch. Im Speisesaal des Klinikums Ernst von Bergmann stehe eine von Karl Raetsch gestaltete Mosaikwand. Diese sollte bei der Sanierung vor einigen Jahren verschwinden, durchzieht jedoch weiterhin den Saal in voller Pracht. Auf ein positives Ergebnis hofft Barbara Raetsch nun auch bei der Sanierung der Fassade in der Schopenhauerstraße. Die Kosten der Sanierung sollen laut Semmelhaack-Projektleiter Berko Dibowski nur moderat auf die Mieten umgelegt werden. In den nächsten Jahren soll dann auch eine Innensanierung erfolgen. jab
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