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Landeshauptstadt: Streit um Oberlintarif

Schlichtungs-Ergebnis noch im Oktober erwartet

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Babelsberg - Mindestens 60 Mitarbeiter des Oberlinhauses sind bereits von der neuen Arbeitsordnung betroffen. Seit August dieses Jahres gilt für alle Neueingestellten kein diakonisches Arbeitsrecht mehr. Sie erhalten zum Teil weniger Lohn als ihre Kollegen und müssen 40 Stunden pro Woche arbeiten – anderthalb Stunden länger als zuvor eingestellte Mitarbeiter. Hinzu komme, dass sie weniger Urlaubstage nehmen dürften, erklärte die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Berufsbildungswerks im Oberlinhaus, Johanna Fauck gestern den PNN.

Dass nun künftig „zweierlei Recht“ für die Oberlin-Beschäftigten gelten soll, habe der Arbeitgeber „einseitig“ beschlossen, so Fauck. Die Mitarbeitervertretung habe zwar zugestimmt, dass die neuen Mitarbeiter eingestellt werden, nicht aber der neuen Arbeitsordnung, betonte Fauck. Noch in diesem Monat wollen die beiden Parteien des Tarifstreits vor die Schiedsstelle des Diakonischen Werkes in Berlin gehen. Die Geschäftsführung schweigt indes zu den Vorwürfen ihrer Angestellten. Vor dem Schiedsspruch wolle sich der Vorstand des Vereins Oberlinhaus „zu den Einzelheiten“ des kirchlichen Schlichtungsverfahrens nicht äußern, hieß es gestern in einer Pressemitteilung. Denn das Verfahren sei „juristisch sehr kompliziert, da es verschiedene Rechtsverhältnisse“ berühre. Die Mitarbeitervertretungen des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hatten das Oberlinhaus bereits gestern für seinen „sang- und klanglosen Abschied“ vom alten Arbeitsrecht kritisiert (PNN berichteten). Auch, weil es die Entscheidung „ohne Zustimmung des Diakonischen Rates“ getroffen habe, so Sprecherin Marion Gericke. Vor diesem Hintergrund habe das hiesige Diakonische Werk seine 411 Mitgliedsorganisationen aufgefordert, das geltende Recht für die rund 52 000 Beschäftigten zu beachten. Allerdings rechne man damit, dass bis Jahresende weitere Einrichtungen wegen finanzieller Engpässe aus dem Kirchen-Tarif ausbrechen wollen.

Laut dem Leiter der Oberlinklinik, Dr. Michael Hücker, richten sich die neuen Gehälter nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes. Einige der Neueingestellten würden nun sogar mehr verdienen. Allerdings falle künftig die Altersstaffelung weg, so Mitarbeitervertreterin Fauck – und somit die Aussicht auf die obligatorischen Gehaltserhöhungen.

Zudem befürchteten viele der insgesamt rund 1000 Oberlin-Mitarbeiter nun, dass auch ihr Tarifvertrag nicht mehr sicher sei, so Fauck. just

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