Landeshauptstadt: Streit um Pufferzonen geht weiter
Icomos-Chef fordert Unterschrift der Stadt / Neue Kritik an Semmelhaack-Projekt in der Ribbeckstraße
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Der Streit um die Einrichtung von Pufferzonen zum Schutz des Potsdamer Unesco-Weltkulturerbes flammt wieder auf. „Wir müssen zu einer Entscheidung kommen“, sagte Giulio Marano, Chef der Deutschland-Abteilung der Unesco-Unterorganisation Icomos, gestern den PNN. Er kritisierte die Stadt, die die Pufferzonen-Vereinbarung noch nicht unterschrieben hat. Bislang agiere die Verwaltung in dieser Frage „sehr zurückhaltend“, sagte Marano.
Pufferzonen sind eine Forderung der Unesco. In diesem ans Welterbe angrenzenden Gürtel sollen besonders strenge Bau- und Denkmalrichtlinien Bausünden verhindern. Im geplanten Potsdamer Pufferzonenbereich sieht Icomos laut Marano „verschiedene Bauvorhaben“ als problematisch an. Als Beispiel nannte er den geplanten „Drei-Seiten-Hof“, den Semmelhaack in der Ribbeckstraße errichten will. „Wir würden das gern verhindern“, sagte Marano.
Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Wie berichtet, üben Anwohner bereits seit einem Jahr an dem Projekt, in dem sie einen massiven Eingriff in die Strukturen des italienischen Dorfes Bornstedt sehen. Erhard-Günter Metz und seine Frau Karin Joop-Metz, deren Grundstück unmittelbar an den geplanten „Drei-Seiten-Hof“ grenzt, geißelten das Vorhaben als „skandalös“. Die Baukörper ragten über 30 Meter in die Landschaft hinein. Diese Dimensionen widersprächen der Erhaltungssatzung „Dorf Bornstedt“, sagte Metz den PNN. Der Stadt warf er vor, das Projekt „klammheimlich“ aus dem Bebauungsplan für die Ribbeckstraße herausgelöst und an den Stadtverordneten vorbei separat genehmigt zu haben. Auch Icomos hatte bereits im vergangenen Jahr scharfe Kritik an den Dimensionen der Bebauung geübt und der Stadt vorgeworfen, die Welterbehüter nicht darüber informiert zu haben.
Ob der „Drei-Seiten-Hof“ noch gestoppt werden kann, hält Marano indes für fraglich. „Die Stadt müsste dann Schadensersatz zahlen, und das wird sie wohl nicht tun“, sagte er. Nichtsdestotrotz kündigte Marano an, in Kürze zu einem Treffen mit Vertretern des brandenburgischen Kulturministeriums und der Stadtverwaltung nach Potsdam zu reisen. Die Stadt müsse die Pufferzonen-Vereinbarung endlich unterschreiben.
Das fordert auch Kulturministerin Johanna Wanka (CDU). Es sei „problematisch“, wenn eine Stadt wie Potsdam, die mit Kulturerbe „so reich beschenkt“ sei, sich weigere, dessen Umgebungsschutz vertraglich festzuschreiben, sagte sie gestern den PNN. Sie hoffe, dass der geplante Besuch des Icomos-Chefs dazu beitragen werde. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sieht allerdings keinen Grund zur Eile. „Da brennt nichts an“, erklärte er auf Anfrage. Man sei in Verhandlungen mit dem Land, um die Vereinbarung aus städtischer Sicht nachzubessern. Man könne nicht schnellere Fristen bei Baugenehmigungen fordern, und die Bescheide dann immer unter dem Vorbehalt erteilen, dass die Denkmalpflege noch zustimmen muss, sagte Jakobs. Man strebe eine „einvernehmliche Lösung“ an. Wie berichtet, liegt das aus Landessicht unterschriftsreife Pufferzonen-Papier seit einem halben Jahr auf Eis. Die Stadt sieht die Regelungen durch B-Pläne, Denkmalbereichs- und Gestaltungssatzungen schon zum größten Teil als umgesetzt an. Peer Straube
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