Landeshauptstadt: Streit um Ringbus von „Bürger Doege“
Nahverkehr: Stadtverordnete fordern von Verwaltung neues Konzept in Einvernehmen mit Ortsbeiräten
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Die Stadtverordneten bereiteten den Potsdamer Verkehrsplanern am Mittwochabend eine Niederlage: Die Bemühungen der Stadt, die neuen Ortsteile durch den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) besser an die Innenstadt anzubinden, werden von der Mehrheit der Stadtverordneten als gescheitert angesehen. Das Stadtparlament verabschiedeten einen Antrag der CDU, wonach die Stadt beauftragt wird, „abweichend von den bisherigen Planungen“ und „im Einvernehmen mit den betreffenden Ortsbeiräten“ ein neues „Konzept zur Einbindung der neuen Ortsteile in das Stadtgebiet Potsdam und der neuen Ortsteile untereinander zu entwickeln“. Im März ist den Stadtverordneten Bericht zu erstatten.
Zur besseren Einbindung der Ortsteile ist die Stadt bereits seit über einem Jahr zur Erstellung eines neuen ÖPNV-Konzeptes aufgefordert, mit dessen Erarbeitung sie die Berliner Firma „Planung, Verkehr Transport AG“ (PTV) beauftragte. Das von PTV erstellte Konzept wird von den Ortsbeiräten jedoch abgelehnt. Götz Th. Friederich, CDU-Fraktionschef, der den Antrag für einen erneuten Anlauf einbrachte, fasste zusammen: „Wenn die Planungen gescheitert sind, dann sind sie gescheitert.“
Im Zuge der Debatten in den Ortsbeiräten hat der Potsdamer Verkehrsexperte Dieter Doege eigenständig ein Ringbus-System im Norden vorgeschlagen, dass die bisherigen Havelbus-Linien ersetzt und keine Mehrkosten für die Stadt verursacht. Die Ortsbeiräte befürworteten diesen Vorschlag. Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) schlug darauf eine eigene Ringbus-Linie vor, die der ViP zusätzlich und teils parallel zu den Havelbuslinien betreiben will. Die Kosten für das Zusatzangebot müsste die Stadt tragen. Die Rede ist von 300 000 Euro im Jahr.
ViP-Aufsichtsratsmitglied Klaus-Uwe Gunold, Stadtverordneter der Linkspartei.PDS, erklärte im Stadtparlament, es seien viele Vorschläge gemacht worden, darunter gebe es auch „einen Vorschlag von Bürger Doege“, auf den der ViP mit seinem Ringbus-Konzept reagiert habe. Peter Schüler (Bündnisgrüne) sagte, ViP- und Doege-Vorschlag seien „in vielen Punkten alternativ“, der CDU-Antrag biete die „Chance, uns zu entscheiden“.
Doris Maria Langenhoff (SPD), Ortsbürgermeisterin von Groß Glienicke, sprach im Plenum vom „augenscheinlich besseren Konzept von Doege“ und vermutete, die Ortsbeiräte würden in dieser Debatte „zum Spielball“. Hans Becker (Uetz-Paaren), erklärte, das PTV-Konzept sei „dilettantisch gemacht“. Um 18.45 Uhr fahre der letzte Bus vom Stadtzentrum nach Uetz, „das geht nicht“.
Hintergrund des Konzepte-Streits sind dem Vernehmen nach Versuche der Stadt, dem ViP als ihrer 100-prozentigen Tochter die Havelbus-Linien in den neuen Ortsteilen zuzuschlagen. Dies „mit aller Macht“ zu versuchen, ist Havelbus-Geschäftsführer Joachim de Boor zufolge „finanziell unsinnig“, denn „wir sind die Billigeren“. ViP-Chef Martin Weis sagte gestern, es könne dem ViP niemand verdenken, dass er sein Geschäft ausweiten will. Zum neuen Beschluss sagte er, „ich bin problemlos bereit, den besseren Vorschlag umzusetzen“. Havelbus hat sich bereits entschieden. De Boor: „Die Doege- Schleife ist besser als die des ViP“.
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