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Landeshauptstadt: Streit um Sponsoring durch städtische Unternehmen bedroht Sportvereine

VfL Potsdam sieht seine Existenz gefährdet / EWP-Aufsichtsrat hat Sponsoringgelder für 2012 bereits vor Wochen frei gegeben

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Der VfL Potsdam ist von der Pleite bedroht. Das wurde am Mittwochabend bei der Leistungssportkonferenz öffentlich, zu der Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) und der Stadtsportbund eingeladen hatten. „Wir stehen vor dem Aus“, sagte Holger Rupprecht, Vorsitzender des Handball-Zweitligisten und ehemaliger SPD-Bildungsminister. Ursache für die schwierige Lage sei die Verunsicherung über die weitere Finanzierung der Sportvereine durch das Sponsoring städtischer Unternehmen. Vereine und Förderer stünden seit Beginn der Stadtwerke-Affäre unter dem Generalverdacht der Mauschelei, so Rupprecht. Das schrecke andere Geldgeber ab. Der Verein habe dadurch bereits zwei Hauptsponsoren verloren. Im Etat fehlten so 150 000 Euro.

Auch andere Leistungssportvereine sehen sich durch die Unklarheit über die Finanzierung durch städtische Unternehmen bedroht. „Unsere Verträge laufen mehrere Monate ins nächste Jahr hinein, obwohl die Finanzierung ab Anfang 2012 noch nicht geklärt ist“, sagte Peter Rieger vom SC Potsdam.

Dieses Problem – zumindest was das Sponsoring durch die teilweise städtische Energie und Wasser Potsdam (EWP) angeht – löste sich gestern überraschend auf. SPD-Kreischef Mike Schubert, der im Aufsichtsrat der EWP sitzt, informierte die Anwesenden, dass das Gremium die Mittel für das Sportsponsoring für 2012 bereits vor vier Wochen frei gegeben habe. Schubert äußerte sein Unverständnis, dass die Geschäftsführung der EWP noch nicht mit den Vereinen verhandele.

Einig waren sich die Vertreter der Leistungssportvereine in ihren Forderungen an die Stadt: Die Entscheidungskompetenz über Sponsoringgelder soll bei den Geschäftsführungen der Unternehmen bleiben. Auch soll die Sportförderung durch die Stadt kontinuierlich fortgesetzt und die wegfallenden 200 000 Euro Hauptstadtmittel ersetzt werden. Die Sportvereine verlangen zudem eine schnelle Entscheidung über die künftigen Kriterien für das Sponsoring durch städtische Unternehmen – die dazu an Empfehlungen arbeitende Transparenzkommission hat diese für Ende 2011 angekündigt.

Im Vorfeld hatte die nach der Affäre um intransparentes Sponsoring durch den früheren Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen eingerichtete Transparenzkommission bereits Vorschläge gemacht. So soll Sponsoring in Zukunft nur noch eine ergänzende Finanzierung sein – es dürften keine Abhängigkeiten entstehen. Eine Idee dazu: Sponsoring solle nur über eine angemessen lange Dauer möglich sein. Im Klartext: Notfalls müssten die Vereine, die wie der chronisch klamme SV Babelsberg 03 kontinuierlich über Jahre hinweg Hunderttausende Euro erhielten, notfalls ein Jahr auch ohne Geld aus den Unternehmen auskommen, so das Transparenz-Gremium. Dezernentin Magdowski rief indes zur Gelassenheit auf: Sponsoring sei bis jetzt immer als Betriebsausgabe anerkannt worden, daran werde sich auch mit neuen Transparenzregeln nichts ändern. mar

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