
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Streit um Staudenhof-Wohnblock
Pro Potsdam bekennt sich in Mieterzeitschrift zum Erhalt des Gebäudes – und muss zurückrudern
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Die Pro Potsdam hat in einem Artikel in ihrer Mieterzeitschrift den bereits beschlossenen Abriss des Wohnblocks am Staudenhof infrage gestellt und damit für Verärgerung im Rathaus gesorgt. In besagtem Artikel wird besorgten Mietern des kommunalen Wohn- und Bauverbunds erklärt, der Abriss sei „schon aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten gar nicht so ohne Weiteres möglich“, weil das Grundstück mit Bankkrediten belastet sei. Es stelle einen „erheblichen Vermögenswert dar, auf den die Pro Potsdam nicht verzichten kann“. Ohne „finanziellen Ersatz“ werde „niemand ernsthaft einen Abriss planen“. Doch „dafür wird niemand Geld haben“. Zudem seien alle 182 Wohnungen „dieser beliebten und bereits teilsanierten Anlage vermietet“, Ersatz könne es nur langfristig geben. Der Artikel endet mit der „für unsere Mieter ... beruhigenden Nachricht“: Einen Abriss plane die Pro Potsdam nicht.
Diese Äußerungen stehen allerdings im Widerspruch zu den von den Stadtverordneten beschlossenen Sanierungszielen, die eine Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses rund um den Alten Markt vorsehen. Der Abriss des Hauses ist außerdem Voraussetzung für die Realisierung des Leitbautenkonzeptes. In einer gemeinsamen Pressemitteilung von Stadtverwaltung und Pro Potsdam ruderte das kommunale Unternehmen gestern zurück. Das beschlossene Sanierungsziel „wollen wir weder blockieren noch außer Kraft setzen“, erklärte Pro Potsdam-Chef Horst Müller-Zinsius. Das „Hauptanliegen“ des fraglichen Artikels sei es gewesen, „unseren teilweise betagten Mietern des Objektes Alter Markt 10 ... die Sorge zu nehmen, alsbald ihre Wohnungen zu verlieren“. Wenn in den nächsten Jahren die Planungssicherheit für das Leitbautenkonzept hergestellt sei, werde auch am Staudenhof eine „städtebauliche Neuordnung betrieben werden“. Allerdings müsse dies „strukturiert und langfristig durchdacht, geplant und umgesetzt werden, damit weder unsere Mieter noch die wirtschaftliche Stabilität der Pro Potsdam auf der Strecke bleiben“, so Müller-Zinsius. Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) spricht in der Pressemitteilung das Schlusswort. Er begrüße die „Klarstellung“, dass das Sanierungsziel in der Potsdamer Mitte „gilt“, so Klipp.
Es ist nicht das erste Mal, dass Klipp und Müller-Zinsius in städtebaulichen Fragen über Kreuz liegen. Zuletzt hatte der Bündnisgrüne den Pro Potsdam- Chef mit der Forderung verärgert, am Standort des früheren Hauses des Reisens in der Friedrich-Ebert-Straße die historische Alte Post wiederaufzubauen. Der Pro Potsdam-Entwurf sieht bekanntlich einen modernen Bau mit vorgeblendeten Betonlamellen vor, in die die historische Fassade von Unger eingeätzt wird. Die FDP fordert heute in einem Antrag für die Stadtverordnetenversammlung, die Alte Post als Leitbau festzusetzen und das Grundstück auszuschreiben.
Doch die Pro Potsdam erhielt auch Beifall für den Artikel zum Staudenhof- Wohnblock. Die Linken-Stadtverordnete Anita Tack, zugleich Landesgesundheitsministerin, zollte Lob für die „kluge Entscheidung“. Die Stadt brauche „preiswerte und kleine Wohnungen im Stadtzentrum“. Der Linke-Ortsverband Mitte „solidarisierte“ sich ebenfalls mit der Pro Potsdam. Deren Bekenntnis zum Erhalt des Gebäudes sei ein „Interessenausgleich“, da neben „Preußenfans und grünen Gerontoarchitekturfreunden“ auch einmal die Anwohner berücksichtigt würden, erklärte Ortsverbandschef Moritz Kirchner. Peer Straube
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