Landeshauptstadt: Streit um Synagoge spitzt sich zu
Lösung mit nur zwei Gemeinden im Gespräch
Stand:
Innenstadt - In dem seit Jahren andauernden Streit um die neue Potsdamer Synagoge erhöht sich der Druck auf die Synagogengemeinde. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die beiden anderen jüdischen Gemeinden – die Jüdische Gemeinde Potsdam und die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde – indirekt einen Ausschluss der Synagogengemeinde. Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt, der die Landesregierung vertritt und seit Jahren in dem Streit zu vermitteln versucht, habe schon im Herbst 2013 erklärt, dass eine Synagoge auch nur für die „zwei großen jüdischen Gemeinden“ gebaut werden könne, hieß es in dem Schreiben der beiden Gemeinden. Die Möglichkeiten der Verständigung über den Synagogenbau seien längst ausgeschöpft. „Daher fordern wir die Landesregierung nunmehr eindringlich auf, mit dem Synagogenbau auf der Basis des Entwurfs des Architekten Haberland unverzüglich zu beginnen.“
Eben über diesen Entwurf war vor Jahren der Streit über den Synagogenneubau entbrannt. Einigen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde war er zu wenig sakral – sie traten unter Protest aus und gründeten die neue Synagogengemeinde. Doch mittlerweile geht es nicht mehr nur um das bloße Aussehen des Neubaus, sondern auch um die Raumaufteilung im Inneren und die Nutzung als Gottes- und Gemeindehaus. 2011 verhängte die Landesregierung, die den Bau finanziert, einen Baustopp, seitdem liegt das Gelände an der Schlossstraße brach und Gorholt versucht zu vermitteln. Anfangs nur zwischen der Jüdischen Gemeinde Potsdam und der abgespalteten Synagogengemeinde, mittlerweile auch wieder mit der Gesetzestreuen Jüdischen Landesgemeinde.
Von dem Schreiben der beiden Gemeinden wolle er sich nicht unter Druck setzen lassen, sagte Gorholt am Montag den PNN. Sie hätten allerdings recht damit, dass die Baumaßnahme bald beginnen müsse. „Wir brauchen in den nächsten ein bis zwei Monaten eine Entscheidung“, so Gorholt. Dass es auch noch eine Lösung für alle drei jüdischen Gemeinden geben könne, schließe er nicht aus. Allerdings stellte er fest: „Zwischen den drei Gemeinden gibt es schon seit Mitte letzten Jahres keine Gesprächsebene mehr.“ Einen Neubau mit nur zwei Gemeinden habe er nie ausgeschlossen, sagte Gorholt. Dies bedeute aber nicht, dass dies für immer so festgelegt sei. „Wir dürfen ohnehin keinen ausschließen, sondern müssen die Synagoge offen halten für andere Mitglieder jüdischer Gemeinden.“
Die alte Potsdamer Synagoge stand neben der Post am Wilhelmplatz (heute Platz der Einheit). 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten geschändet und während des Krieges durch Brandbomben zerstört. Für das neue Gotteshaus an der Schlossstraße hält die rot-rote Landesregierung 4,5 Millionen Euro bereit, doch im September endet die Legislaturperiode. Zumindest die Bauarbeiten müssen bis dahin begonnen werden, sonst steht das komplette Projekt auf dem Spiel. Katharina Wiechers(mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: