Landeshauptstadt: Streit um Synagogenstandort
Jakobs für Beschluss auf Antrag von Die Andere
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Jakobs für Beschluss auf Antrag von Die Andere Von Detlef Gottschling Missverständnisse, politische Standpunkte, persönlich aufgefasste Angriffe: Die Debatte um den Standort einer jüdischen Synagoge in Potsdam am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordneten war kein Aushängeschild. Weder Antragsteller Lutz Boede von der Fraktion Die Andere noch die SPD oder die CDU bewiesen bis zum Schluss die nötige Ruhe, das Thema sachlich zu behandeln. Boede wollte, dass sich die Stadt eindeutig zu einem neuen Standort bekennt und alles tut, damit dieser vom in Gründung befindlichen Förderverein zur Einwerbung von Spenden für den Wiederaufbau des Gebetshauses genutzt werden kann. Oberbürgermeister Jann Jakobs fiel dazu nur ein, dass man seit gut zwei Jahren mit einer uneinigen jüdischen Gemeinde im Gespräch sei, und dass das Energieunternehmen e.dis den Verkauf ihres Grunstückse Am Kanal 1 für diese Zwecke angeboten habe. Doch Geld, das hätten weder die Juden noch der angedachte Förderverein und schon gar nicht die Stadt. Andreas Mühlberg von der SPD trieb es noch weiter: Das Grundstück sei quasi da, doch Bauherr und Geld fehlten. Davon wollte Boede nichts wissen. Die Stadt müsse endlich eine Initialzündung leisten in Form eines Rufs aus Potsdam, wie er für die Garnisonkirche erfolgt sei. Hier konnte sich Mühlberg nicht zurückhalten und musste zurechtrücken, dass weder der Wiederaufbau der Garnisonkirche noch der des Stadtschlosses Sache der Stadt sei – und somit auch nicht der der Synagoge. Trotzdem wusste Boede am Mittwochabend Peter Schüler von Bündnis90/Die Grünen sowie Klaus-Uwe Gunold von der PDS auf seiner Seite: Die Stadt habe eine moralische Verantwortung für den Wiederaufbau der Synagoge – an deren altem Standort neben der Hauptpost zu DDR-Zeiten ein Plattenbau entstanden war. Letztlich rettete man sich in der Diskussion in den Ausweg, dass Die Andere den Antrag überarbeiten solle, damit er in der nächsten Stadtbverordnetenversammlung – so Oberbürgermeister Jann Jakobs – eine breite Mehrheit finden könne. Diese nämlich sei am Mittwochabend zu spüren gewesen, nur, die Fraktionen müssten dazu noch Argumente zuarbeiten. Dass Lutz Boede nach dem Ende der Debatte trotzdem weiter redete und den Schlagabtausch mit Andreas Mühlberg suchte sowie nach dem Tagesordungspunkt den Saal verließ, war seiner ursprünglichen Absicht sicher wenig dienlich.
Detlef Gottschling
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