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Landeshauptstadt: Streitfall Buntspecht

Wegen Querelen könnten dem Kindermusiktheater am Treffpunkt Freizeit bald Sponsoren fehlen

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Dem Kindermusiktheater „Buntspecht“ im Malteser Treffpunkt Freizeit (MTF) droht ein Einbruch der Sponsorengelder. „Wir werden das Theater nur unterstützen, wenn die Kinder gemeinsam mit ihrer Leiterin entscheiden können, welche Stücke sie spielen wollen“, sagte gestern Mario Auping, ein Mitglied der Spendergemeinschaft, die das Theater mitfinanziert. Allein für das aktuelle Stück „Pinocchio“ seien 75 000 Euro gesammelt worden. Unter anderem war damit ein Gastspiel der rund 100 Kinder-Darsteller am Berliner Schiller-Theater möglich.

Die Drohung ist Folge der Querelen, die Ende vergangener Woche publik wurden. Nach einer Abmahnung gegen die langjährige Theaterchefin Margitta Burghardt streitet sie sich mit dem erst vor einem Jahr eingesetzten MTF-Geschäftsführer André Martin im kommenden Januar vor dem Potsdamer Arbeitsgericht. Zugleich gibt es grundsätzlich konträre Vorstellungen über die Ausrichtung der zukünftigen Arbeit des Kindertheaters (PNN berichteten).

Denn dass er das Theater nicht abschaffen wolle, betonte Martin gestern mehrmals. Allerdings solle es nicht mehr nur ein großes Stück pro Jahr geben, sondern daneben auch viele kleinere, mehr altersgerechte Projekte in getrennten Gruppen. Die Theaterarbeit werde inhaltlich breiter, neben Märchen solle es auch sozialkritische Themen geben. Ein Beispiel dafür: Das kommende Projekt „Brundibár“, eine Art Kinderoper aus dem Ghetto Theresienstadt. Dafür werde ein extra Projektorchester gegründet, auch Buntspechtkinder könnten mitmachen. „Zudem sollen die Kinder und Jugendlichen das Bühnenbild zukünftig mitgestalten.“ Den bisher praktizierten Playback-Gesang der Buntspechte lehne er ebenso ab. Ziel seien keine perfekten Aufführungen, sondern Jugendarbeit. Aus dem Etat des Jugendamts erhält der MTF rund 390 000 Euro jährlich. „Wir sind keine reine Kulturstätte“, sagte Martin.

Eltern und Sponsoren sehen das anders. „Uns hat an Buntspecht besonders gefallen, dass Kinder aller Altersklassen in einem Stück zusammen arbeiten“, sagt Förderer Aurich. Ferner störe ihn, dass das „Brundibár“-Projekt über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden worden sei. Ähnlich argumentieren die Eltern. Sie haben am Montagabend eine Art Beirat gegründet, um das Buntspecht-Theater in seiner bisherigen Form zu retten. Gerade mit Blick auf „Brundibár“ kalkuliere André Martin „wissentlich“ ein, dass die kleinste Generation der Buntspechte ausgeschlossen werde, hieß es gestern in einer gemeinsamen Erklärung. „Er nimmt die Zersplitterung einer einzigartig funktionierenden Theatergemeinschaft von Kindern in Kauf“, hieß es. Die Autonomie des Theaters müsse gewahrt bleiben. Dafür wollen die Eltern morgen um 16.30 Uhr vor dem Stadthaus demonstrieren. Ferner warfen sie dem neuen Geschäftführer vor, den Probenbetrieb ab Januar kommenden Jahres nicht abgesichert zu haben, weil Theater-Chefin ab dann aus „inakzeptablen Gründen“ in den Urlaub geschickt worden sei.

André Martin bestritt gestern, dass ab Januar keine Proben mehr stattfinden sollen. Es werde eine Lösung mit einer Honorarkraft geben. Außerdem kündigte er Gespräche mit Eltern- und Sponsorenvertretern an. „Ich denke, dass das künftige Konzept förderwürdig ist.“ Finanziell glaube er sogar an mehr Mittel für die pädagogische Theaterarbeit am MTF. Gleichwohl räumte Martin ein, dass der Konflikt die Stimmung im Haus belaste. „Ich spüre bei den Eltern eine große Angst vor Veränderungen.“ Diese seien geradezu „fixiert“ auf die Märchenproduktionen der Vergangenheit. „Aber Theater muss sich auch weiterentwickeln können.“ Henri Kramer

Henri KramerD

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