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Baustelle im Welterbe. Die Denkmalschützer wollen einen wassergebundenen Weg in der mittleren Allee, die Stadt hingegen einen asphaltierten Radschnellweg zwischen den nördlichen Baumreihen. Offiziell ist der Streit noch nicht beigelegt, doch wie unschwer zu erkennen ist, haben die Arbeiten schon begonnen.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Streitfall Lindenallee: Stadt schafft Fakten

Am Neuen Palais haben die Arbeiten für den Radweg begonnen – obwohl der Disput mit den Denkmalschützern noch nicht geklärt ist

Von Katharina Wiechers

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Sanssouci/Golm - Der Streit um die Lindenallee schwelt schon lange: Während die Stadtverwaltung einen asphaltierten Radschnellweg auf dem nördlichen der drei Wege plant, plädiert das Landesdenkmalamt für einen Weg auf der Mittelachse – ohne Asphalt. Noch ist das letzte Wort in der Debatte um den Weg im Unesco-Weltkulturerbe nicht gesprochen, doch die Stadt schafft dort bereits Fakten.

So sind seit einigen Tagen Arbeiter auf dem zwei Kilometer langen Abschnitt zwischen Neuem Palais und Golm zu Gange. Dort stehen Linden in vier langen Reihen, drei Alleen entstehen so. Am nördlichen der drei Wege – also jenem, den die Stadt bevorzugt – heben die Arbeiter derzeit Gräben aus und dokumentieren den Verlauf der Wurzeln. Sie sollen beim Bau des Radwegs geschützt werden, erklärt einer der Männer vor Ort. Außerdem wurde auf dem südlichen der drei Wege – vom Neuen Palais aus gesehen links – die Erde umgepflügt. Dort soll ein Ersatzradweg für die Dauer der Bauarbeiten entstehen.

Das Landesdenkmalamt ist alles andere als begeistert darüber, dass nun schon Tatsachen geschaffen werden. Die Behörde lehnt die Pläne der Stadt ab, und hat dies Ende August auch in einer Stellungnahme deutlich gemacht. Aus Sicht von Landeskonservator Thomas Drachenberg wird durch den Asphaltweg ohne Not ein naturbelassener Raum verändert. Außerdem stört er sich an der Assymetrie: „Durch die geplante Asphaltierung der Nordreihe wird die Gleichwertigkeit der vierreihigen Lindenallee gestört. Wir haben auch Zweifel, ob durch die vorhandenen Baumwurzeln diese Asphaltierung überhaupt nachhaltig sein kann“, sagt Drachenberg. Aus seiner Sicht dürften die Arbeiten schon allein deshalb nicht beginnen, weil das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Denn auf die ablehnende Stellungnahme an die Stadt sei keine offizielle Reaktion gekommen, das „Verfahren der Benehmenherstellung zu Veränderung an einem Denkmal“ sei deshalb noch gar nicht eröffnet. „Insofern nehme ich mit großer Verwunderung den offensichtlichen Beginn der Baumaßnahmen zur Kenntnis“, so Drachenberg.

Bei der Stadt ist man um Beschwichtigung bemüht. Es handele sich lediglich um sogenannte bauvorbereitenden Maßnahmen, sagt Sprecher Markus Klier. Die eigentlichen Arbeiten für den Radweg sollten erst nach der Winterpause beginnen. Was den Belag und die Lage des Weges angehe, sei man noch im Gespräch mit dem Kulturministerium – dieses ist in solchen Streitfällen letzte Instanz. „Wir suchen eine einvernehmliche Lösung“, sagt Klier. Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne) hatte stets für einen asphaltierten Weg plädiert. Dieser wäre mit 762 000 Euro zwar mehr als doppelt so teuer als die von den Denkmalschützern geforderte wassergebundene Decke, dafür aber pflegeleichter und winterfest. Außerdem ließe sich nur ein asphaltierter Weg vom Land fördern, hatte Klipp im März gesagt.

Die Lindenallee wurde 1850 vom königlichen Hofgärtner Emil Sello gestaltet. Aus Sicht der Schlösserstiftung, die den Asphaltweg ebenfalls ablehnt, ist die Lindenallee ein Bestandteil des Gartendenkmals Sanssouci. Sie verweist auf den ursprünglichen Plan der Erbauer der Lindenallee: Sie sollte die „Einstimmung auf Sansscouci“ sein – kein Radschnellweg.

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