Homepage: Strom aus der Tiefe der Erde
Neue, mobile Bohranlage für Geothermie vom GFZ
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Die Erde ist ein Energiebündel. In ihrem Inneren birgt sie eine nahezu unerschöpfliche Wärmequelle. Allein die gespeicherte Energie in den oberen drei Kilometern der Erdkruste würde ausreichen, um die Welt für etwa 100 000 Jahre mit Energie zu versorgen. Mit Erdwärme, auch Geothermie genannt, kann geheizt aber auch Strom erzeugt werden. Allerdings muss, um die erforderlichen Wärmereservoirs anzuzapfen, oft mehrere tausend Meter in die Tiefe gebohrt werden.
Die Forscher des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ) wollen dem nun zu Leibe rücken. „Es hat sich gezeigt, dass Bohranlagen aus der Erdgas- und Ölindustrie nicht ausreichen, um die für die Geothermie nützlichen Erdtiefen gezielt zu erforschen“, erklärt Rolf Emmermann. Der Vorstandsvorsitzende des GFZ und Koordinator eines internationalen Bohrprogramms hat nun Grund zur Freude. Er und sein Team können jetzt eine völlig neue Bohranlage für wissenschaftliche Tiefbohrungen entwickeln. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Herrenknecht sollen Planung, Bau und Lieferung der Anlage bis Ende 2006 realisiert werden.
„Da der Markt für Geothermie seit einigen Jahren kontinuierlich boomt“, so Werner Suhm von Herrenknecht, investiere die Firma mit Sitz im süddeutschen Schwanau in das „kommerziell interessante Projekt“. Mit der „InnovaRig“, so der Produktname der geplanten Bohranlage, soll nach den Vorgaben des GFZ ein Gerät entwickelt werden, das die unterschiedlichen Anforderungen für wissenschaftliche Bohrungen, insbesondere Erdwärmebohrungen, in Tiefen von bis zu 5000 Metern erfüllt. Die modulare und mobile Anlage wird aber auch industriell einsetzbar sein, soll kostengünstiger als herkömmliche Anlagen arbeiten und hohe Sicherheits- und Umweltstandards erfüllen.
Ab 2007 soll die Hightech-Anlage von der GeoForschungsBohrGesellschaft mbH (GFBG) in Betrieb genommen werden. Der Einsatzort: Groß Schönebeck, wo das GFZ bereits in einem Geothermielabor neue Verfahren zur Stromerzeugung untersucht. Ist die Anlage dann dort auf die Plattform gestemmt, werden Kosten von etwa 15 Millionen Euro angefallen sein. Zwei Drittel davon stellt allein die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren bereit. Die restlichen Mittel investieren die Herrenknecht AG sowie das Bundesumweltministerium.
Neben Solar-, Wind-, Wasser- und Bioenergie ist die Geothermie ein bedeutender Hoffnungsträger. Nach einer Studie des GFZ sind im Norddeutschen Becken, im Alpenvorland und im Oberrheingraben die geologischen Voraussetzungen günstig, um mit Erdwärme zu heizen. Für geothermisch betriebene Heizanlagen genügt schon eine Wassertemperatur von unter 100 Grad, meist in einer Tiefe von etwa 2000 Metern anzutreffen. Allerdings kann diese Wärme nur direkt vor Ort genutzt werden. Der Transport lohnt nicht. Nach Meinung der GFZ-Forscher könnten im Norddeutschen Becken allein 17000 Anlagen Wärme aus der Erde schöpfen. Bislang tun dies nur etwa 30 Einrichtungen, die Erschließung ist teuer. Weit verbreitet sind hingegen oberflächennahe Geothermieanlagen – mehr als 50 000 in Deutschland. Bei ihnen wird die natürliche Wärme mit einer Pumpe nach oben befördert. Auch die geothermische Stromerzeugung steckt hierzulande in den Anfängen. Denn die dafür erforderlichen Wärmereservoirs mit Temperaturen von um 150 Grad sind in Deutschland nur in großen Tiefen vorhanden. Experten zufolge könnte Erdwärme etwa ein Drittel des deutschen Stromverbrauchs ersetzen. Tania Greiner
Tania Greiner
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