Landeshauptstadt: Strom unter die Erde?

Marquardt – Der Konflikt um den Verlauf der 110-Kilovolt-Freileitung durch die Ortslage Marquardt droht zu eskalieren. Die Bewohner des Potsdamer Ortsteils und die Bürgerinitiative „Freileitung raus“ drohen mit Klagen, falls die seit fast 80 Jahren bestehende Trasse vom Unternehmen EonEdis nicht nach außerhalb des Ortes jenseits der Bahnlinie verlegt wird. „Wir wollen die Gesundheit der Bürger und unseren wertvollen Baumbestand schützen“, sagte Ortsvorsteher Wolfgang Grittner am Sonntag beim „Rathausreport live“ der Potsdamer Linken in der Marquardter Kulturscheune. Die Stromleitung verläuft auch durch Golm.

Der Konflikt scheint derzeit auch deshalb schwer lösbar, weil bereits die Endphase des Planfeststellungsverfahrens läuft. Die Gefahr bestehe, dass das Landesbergbauamt als Genehmigungsbehörde im Frühjahr 2013 einen Bauplan über einen Leitungsverlauf vorlege, der nicht mit den Einwohnern abgestimmt ist. „Dann werden wir klagen, wir haben gute Karten“, war zu hören. Eine Anhörung der Bürgerinitiativen mit EonEdis und dem Landesbergbauamt hatte wie berichtet keine Entspannung gebracht.

Die Linke will Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) einschalten. Auf Grundlage eines auf ihre Initiative hin gefassten Stadtverordnetenbeschlusses soll er sich mit EonEdis unverzüglich an einen Tisch setzen, um eine Lösung, welche die Interessen der Bürger berücksichtigt, zu finden. „Ist vielleicht eine Erdverkabelung vertretbar?“ Diese Frage von Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg blieb zwar ungeklärt, zusätzliche Kosten scheinen jedoch bei allen abweichenden Lösungen sicher zu sein. Die Stadt müsse prüfen, ob sie nicht einen Zuschuss zahlen würde, so Scharfenberg.

Wie berichtet hatte die SPD-Fraktion einen ähnlichen Vorstoß im Hauptausschuss unternommen. Jakobs solle mit EonEdis über einen städtebaulichen Vertrag verhandeln, einschließlich Kostenbeteiligung. Die Fraktionen CDU/ANW sowie Bündnis 90 / Grüne hatten ihre Zustimmung signalisiert. G.S.