Landeshauptstadt: „Studenten früh an Museumsaufgaben heranführen“
Ursula von Keitz, neue Filmmuseumschefin, über ihre Pläne für das Haus und die Arbeit mit Studenten
Stand:
Frau von Keitz, Sie sind seit Oktober Chefin des Filmmuseums und dafür aus Konstanz nach Potsdam gezogen. Was hat Sie an dem Job gereizt?
Gereizt hat mich die Verbindung dieser Aufgabe. Ich komme zuletzt eher von einer Theoriehochburg – einer sehr guten Forschungsuniversität, die einen Studiengang hat, der Literatur, Kunst und Medien verknüpft. Ich wollte mich wieder spezieller dem Film widmen. Sicher gibt es heute viele Schnittstellen zu den neuen Medien, Film ist im Internet, auf dem Handy, praktisch überall. Trotzdem muss man auch auf die kulturelle Aufgabe des Kinos insistieren. Das ist mir sehr wichtig. Und das kann ich gerade an diesem Ort hier besonders gut tun.
Sie sind nicht nur Museumsleiterin, sondern auch Professorin an der Filmuniversität. Wie bringen Sie das unter einen Hut?
Der Spirit, der diese Professur trägt, ist: Wir wollen Studierende möglichst früh an Museumsaufgaben heranführen. Da gibt es schöne Aufgaben sowohl im Museum als auch in der Sammlung. Was die Studierenden machen werden, hängt davon ab, wie sie ihre Begabung entwickeln. Da gibt es Leute, die sind eher stiller, die bearbeiten lieber einen Nachlass im Archiv oder kümmern sich um die historische Filmtechnik. Und dann gibt es Leute, die eher die Öffentlichkeit mögen. Die überlegen sich dann: 2Wie kann ich mit einem Exponat eine Geschichte erzählen, mir einen roten Faden durch eine Ausstellung ausdenken?“ Das wollen wir alles integrieren und die richtigen Leute dafür finden und ausbilden.
Was wird der Museumsbesucher davon merken?
Die Schnittstelle von Lehre und Praxis wird unsere Foyerausstellung – ein kleines, windschnittiges Format, an das ich auch die Studierenden heranführen möchte. Das ist ein Erprobungsfeld, wo man sich testen kann: Wie bringe ich Ausstellungsstücke wie Drehbücher, Filmfotos, Plakate oder Dokumente zusammen?
Welche Pläne haben Sie inhaltlich für das Filmmuseum?
Es gibt ja drei Ausstellungsformate im Haus: Unten die Dauerausstellung zu 100 Jahren Film in Babelsberg, die erst mal so bleiben wird, wie sie jetzt wieder eingebaut wurde. Und oben die Foyerausstellung und die große Wechselausstellung, die auch künftig im Jahresrhythmus wechseln soll. Auf „Marco Polo“ soll Ende 2015 eine Szenografie-Ausstellung folgen. Im Foyer wollen wir anlässlich des 50. Jahrestages des elften SED-Plenums eine Ausstellung zu den Defa-Verbotsfilmen von 1965 zeigen – mit einem begleitenden Kinoprogramm. Stoff für eine große Wechselausstellung sehe ich auch im Thema „Tanz und Film“. Für 2017 ist der 100. Geburtstag der Ufa eine Steilvorlage. Das werden wir nicht allein tragen können, aber da werden wir frühzeitig Gespräche anschieben.
Die Fragen stellte Jana Haase
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