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Landeshauptstadt: Studio: 39 Kulissenbauer müssen gehen

Betriebsrat: Transfergesellschaft statt Abfindungen / Ultimatum für Zustimmung / 34 Mitarbeiter bleiben

Stand:

Babelsberg - Das Art Department im Studio Babelsberg wird ab 1. Januar nur noch 34 festangestellte Mitarbeiter haben – das Schicksal der restlichen 39 scheint seit gestern besiegelt: Sie sollen für zwölf Monate in eine so genannte Transfergesellschaft wechseln und bekommen dazu Aufhebungsverträge. Was danach kommt, ist unklar. Das bestätigte gestern Jan-Peter Schmarje, Vorsitzender des Betriebsrats der Studio Babelsberg AG, auf PNN-Anfrage. In einer Betriebsversammlung seien die Beschäftigten gestern darüber informiert worden, so Schmarje. Die Studio Babelsberg AG war gestern Abend für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Geschäftsführung des Studios hatte Ende November mitgeteilt, dass sie plane, bei der Tochterfirma Art Department Studio Babelsberg GmbH 40 Beschäftigte zu entlassen. Als Grund wurde später die drohende Insolvenz der Tochterfirma bestätigt – die Abteilung mit den Filmhandwerkern arbeite sei Jahren nicht kostendeckend, hieß es. Tendenz sei außerdem, eher mit Subunternehmern zu arbeiten. Zudem seien die Leistungen des Art Departments bisher zu teuer für deutsche Filmproduzenten. Studio-Vorstandschef Carl Woebcken ließ zudem mitteilen, dass sich mit der Reduzierung des Personals im kommenden Jahr die „Ertragsstärke“ des Studios „nachhaltig verbessern“ werde.

Für 39 Mitarbeiter des Art Departments bedeutet die Lösung zunächst, dass sie keine Abfindung bekommen – diese Angabe bestätigte Betriebsratschef Schmarje. Das Geld, das für Abfindungen gedacht war, werde nun in die Transfergesellschaft investiert. „Über Kündigungen mit Abfindungen war mit der Geschäftsführung gar nicht zu reden.“ Die von der Firma Peag getragene Transfergesellschaft soll auf dem Studiogelände angesiedelt sein und die Ex-Mitarbeiter weiterbilden. Dazu werde es einen Bildungsfonds geben, so Schmarje. Dies sei notwendig, da viele Mitarbeiter zwischen zehn und 30 Jahre beim Studio angestellt gewesen und auf eine Selbstständigkeit nicht vorbereitet seien. Nutzen sei auch, dass alle Entlassenen je nach Kündigungsfrist fünf bis elf Monate länger nicht arbeitslos seien. In der Transfergesellschaft bekommen sie 80 Prozent ihres Nettolohns, wer minderjährige Kinder hat, bekommt 86 Prozent.

Dieser Lösung müssen alle 39 Betroffenen laut Schmarje bis Donnerstag zustimmen – dies sei ein Ultimatum der Geschäftsführung. Sage auch nur einer Nein, platze die Transfergesellschaft und die Art Department GmbH gehe in Insolvenz. Auch würden die Dezember-Gehälter für alle Kulissenbau-Mitarbeiter erst gezahlt, wenn die Transfergesellschaft als Lösung bestätigt ist. Für die Gesellschaft samt Bildungsfond gebe die Studio AG laut Schmarje deutlich mehr als eine Million Euro aus. Wer entlassen wird, habe die Geschäftsführung laut Schmarje mit einer „Leistungsliste“ bestimmt. Eine Sozialauswahl habe es nicht gegeben – durch die Aufhebungsverträge, die einvernehmlich abgeschlossen würden, hätten die Mitarbeiter aber keine Chance, dagegen vor Gericht zu klagen.

Dass der Betriebsrat die Kündigungen in Verhandlungen hätte vermeiden oder abschwächen können, glaubt Schmarje nicht. „Wir haben es bis an die Grenzen strapaziert.“ Allerdings habe er als langjähriger Betriebsrat „noch nie so hart von oben diktierte Verhandlungen“ erlebt. Diese beinhalten auch Verschlechterungen für die verbleibenden Kulissenbauer: Sie müssen laut Betriebsrat auf fünf bis sieben Urlaubstage und das 13. Monatsgehalt verzichten und statt 38 nun 42 Stunden in der Woche arbeiten. Dafür soll es eine einjährige Garantie geben, dass die GmbH nicht in Insolvenz geht.

Die Kündigungen waren der Studio Babelsberg AG bisher nur bei Strafe möglich, da bis Mitte Januar Beschäftigungsgarantien aus Fördergeldverträgen gelten.

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