Landeshauptstadt: Studio Babelsberg zieht sich von der Börse zurück
Wertpapierhandel wird Mitte 2016 eingestellt – wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage
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Babelsberg - Überraschend kommt der Schritt nicht: Die Babelsberger Filmstudios ziehen die Konsequenzen aus der anhaltenden Talfahrt des Aktienkurses und geben ihr Engagement an der Börse auf. Der Handel mit dem Wertpapieren sei nur noch bis zum 30. Juni 2016 möglich, wie das Unternehmen in einem Schreiben an seine Aktionäre mitteilte. Wie berichtet, war dieser Schritt vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftslage bereits im Sommer bei der letzten Jahreshauptversammlung diskutiert worden.
Der Vorstand der Studio Babelsberg AG hält das Unternehmen für „grundsätzlich nicht mehr börsenfähig“, heißt es in dem Schreiben. Das Filmgeschäft sei starken Schwankungen unterworfen, daher gestalte sich der Wertpapierhandel generell schwierig, hieß es zur Begründung. Filmproduktionen seien sehr stark davon abhängig, ob sie eine staatliche Förderung erhalten. Der Vorstand spielt damit nicht zuletzt auf die von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geplante Kürzung des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) von derzeit jährlich 60 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro an. Die Studios hatten daran Kritik geübt: Eine Absenkung der Mittel verringere die Chancen auf große Hollywood-Produktionen, weil die Produzenten ihre Entscheidung, wo ein Film gedreht wird, auch davon abhängig machen, wo es die höchste staatliche Förderung gibt. Länder wie Großbritannien stocken ihre Zuschüsse derzeit sogar auf.
Als weiteren Grund für den Ausstieg aus der Börse nannte der Vorstand das Fehlen einer „nachhaltigen Wachstumsstrategie“. Zudem habe das Unternehmen seit Jahren keine Dividende auszahlen können. Der Kurs der Aktie brach seit Juli um fast 40 Cent auf aktuell 56 Cent ein. Der Aufsichtsrat der Studio Babelsberg AG hat den Ausstieg aus der Börse bereits Ende September abgesegnet.
Auf die Tätigkeit der Firma habe der Schritt keinen Einfluss, sagte Studiosprecher Eike Wolf den PNN. Der Ausstieg sei letztlich auch eine Folge des Ausstiegs aus dem freien Handel der Babelsberg-Aktien an der Frankfurter Börse vor zwei Jahren, so Wolf. Viele kleinere Unternehmen hätten damals vor der Entscheidung gestanden, in ein höheres Börsensegment zu wechseln, was mit hohen Kosten verbunden gewesen wäre, oder sich selbst einen neuen Handelsplatz zu suchen. Das Studio hatte sich für die Börse in München entschieden. Seitdem ist die Studio Babelsberg Aktiengesellschaft im Freiverkehrssegement der Deutschen Börse notiert, dem sogenannten Open Market.
Ein Rückzug bedeute keine Enteignung der Aktionäre, so Wolf. Auch bleibt das Unternehmen Aktiengesellschaft – allerdings ohne Börsennotierung.
Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger hatte bereits im Sommer Kritik an einem Ausstieg aus der Börse geübt. Den Aktionären breche die Börse als Handelsplattform weg. Ihre Wertpapiere müssten sie stattdessen privat verkaufen. Tatsächlich gebe es Anbieter, die Plattformen für den Handel mit nicht börsennotierten Aktien bieten, so Wolf. Damit verbunden ist für die Anleger allerdings in der Regel ein Wertverlust. Einen Ausgleich dafür wollen die Studios nicht leisten, weil es dafür keine gesetzliche Verpflichtung gibt.
Nach 2012, als die Studios 7,2 Millionen Euro Verlust gemacht hatten, gab es 2013 einen leichten Gewinn. Wie das laufende Jahr abgeschlossen wird, konnte Wolf auf Nachfrage nicht sagen. pee
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