Landeshauptstadt: Suche nach Leidenschaft
Individuelle „Liebespfade“ – Varietéabend im Waldpark zog 1400 Besucher an
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Individuelle „Liebespfade“ – Varietéabend im Waldpark zog 1400 Besucher an Bornstedter Feld - Zarte Wölkchen ziehen den Abendhimmel entlang. Die gelb- roten Sonnenstrahlen verleihen ihnen einen Orangeschimmer. Harfenklänge erklingen in der Nacht. Zwischen wild wachsenden Erdbeeren, Schafgarbe und Beifuß eröffneten sich am Sonnabend Liebespfade im Waldpark des Volksparks Potsdam, gegenüber dem Haupteingang zum Buga-Park. Zu einem Varietéabend hatten der Entwicklungsträger Bornstedter Feld und die Tanzcomedy Gernot Frischling eingeladen. Individuell konnten sich die Besucher ihr Programm zusammenstellen und unter den Darbietungen von rund zwanzig Künstler wählen. Im Abendlicht ranken seidig schimmernde tiefrote Rosen über die hölzerne Begrenzung der Wildwuchsinseln. Von Ferne ist die schmachtende Stimme eines Sängers zuhören. Die italienische Musik erinnert an Herzschmerz à la „’O sole mio“. Neben italienischer Musik werden in dieser Nacht auf der Hauptbühne Chansons und Comedy geboten, die durch ihre Lautstärke die eher leiseren Töne der Harfe, der Schauspieltruppe Commedia dell’arte und des Improvisationstheaters etwas untergehen lassen. Auf den Wiesen rund um die sieben Bühnen, versteckt hinter Bäumen und Büschen, sammeln sich Familien und Freunde. Ausgestattet mit Decken und Picknickkörben geben sie sich mitgebrachten Gaumenfreuden wie Schwarzbrot, Käsebrötchen und Antipasti hin. Nach gut zwanzig Minuten ist Aufbruchsstimmung, Ende der Darbietung. Die 1400 kleinen und großen Besucher suchen ihr Programmheft. Nun heißt es das nächste kulturelle Angebot aufzusuchen. Schaffen es die Einen sich ihr individuelles Programm zusammenzustellen und die verschiedenen Darbietungen lustwandelnd zu entdecken. Scheint ein Pärchen etwas genervt: „Wir sind immer zur falschen Zeit am falschen Ort“, meint eine Frau und schlägt ihrem Begleiter vor zu warten „bis hier das Programm weitergeht“. Später werden auf dieser Bühne in barocken Kostümen gekleidete Männer um der Liebe willen miteinander fechten. Und im Anschluss spielen zwei Kobras am Vertikalseil hängend mit Vertrauen und Risiko. Die Luft- und Seilakrobatik ist abgesehen von den Blick verstellenden Bäumen gut zu sehen, doch die Fechtkunst war an dieser Bühne nur von Wenigen zu bestaunen. Über einen mit Betonplatten ausgelegten Platz, dessen Kühle auch durch Bierbänke, Fackeln und Liegestühlen nicht genommen wurde, führte der Weg zum orientalischen Tanz und argentinischen Tango. Von einem noch nicht sichtbaren Ort sprach''s: „Du bist mein Mond und ich bin deine Erde“. Der Stimme folgend, nahm ein roter Lichtkegel nach wenigen Metern den Blick gefangen. Hoch oben auf dem Alten Wachturm liest Rudolf Krause Gedichte von Friedrich Rückert oder auch Paul Celan. Seine ruhige leidenschaftliche Sprache wird durch die orientalischen Klänge einer naheliegenden Bühne übertönt, auf der die Tänzerin Doris modernen orientalischen Tanz und Bauchtanz zeigt. Vom Firmament leuchten mittlerweile unzählige Sterne. Ihr Schein geht in die zarten Lichter des Parkes über. In den Boden eingelassene locken sie zu stillen Plätzen, an denen höchstens mal ein als Teufelchen verkleideter Flötenspieler vorbeischaut und mit seinen großen Augen alles neugierig beobachtet. U. Strube
U. Strube
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