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Homepage: Suchen, finden und verlieren
Der Film „Der Himmel am Tag“ der HFF-Absolventin Pola Beck kommt nun in die deutschen Kinos
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Die meisten Menschen sind in ihrem Leben auf einer ständigen Suche. Die Suche nach Glück, die Suche nach einem Sinn, die Suche nach der eigenen Identität. Den Sinn im Leben zu finden, kann eine Erfahrung zwischen größter Freude und unbändiger Angst sein, meint die Regisseurin Pola Beck. Denn gehe er verloren, könne das den Zusammenbruch eines ganzen Lebens bedeuten. Die Absolventin der Potsdamer Filmhochschule HFF hat einen Film über diese Form von Verlust gemacht. „Am Himmel der Tag“ startet am kommenden Donnerstag in den deutschen Kinos.
Die 25-jährige Lara (Aylin Tezel) ist unzufrieden. Unzufrieden mit ihrem ungeliebten Architekturstudium, unzufrieden mit dem Leben. Mit ihrer besten Freundin Nora (Henrike von Kuick) nur auf Partytouren unterwegs versinkt sie in einem Sumpf aus Drogen und Alkohol. Nach einer durchzechten Nacht und Sex mit dem Barkeeper wird Lara ungewollt schwanger. Trotz aller Unsicherheiten beginnt Lara das Kind als Chance zu begreifen, ihr Leben endlich in die gewünschten Bahnen zu lenken. Als ihr Kind im sechsten Monat stirbt, entschließt sich Lara, das tote Baby in ihrem Bauch zu behalten, um mit ihm nicht den gerade erst gefunden Sinn ihres Lebens begraben zu müssen. Lara verdrängt die Konsequenzen ihres Handelns, die drastischen Bilder steuern auf ein dramtisches Ende zu.
Die Geburt eines toten Kindes ist ein sensibles und schwieriges Thema. Als Regisseurin sei es ihr möglich gewesen, eine gewisse Distanz einzunehmen, erzählt Pola Beck. Mit „Am Himmel der Tag“ ist ihr ein Film gelungen, der das Thema „Stille Geburt“ nicht nur empfindsam behandelt, sondern auch aus der Dunkelheit des Tabus herausholt. „Als Burkhardt Wunderlich mir vor vier Jahren das Drehbuch zeigte, wusste ich, dass ich das machen will“, erzählt die HFF-Absolventin.
Der Film ist die Abschlussarbeit ihres Diplomstudiums an der HFF geworden. Pola Beck hat sich ein vielschichtiges Thema vorgenommen. „Die jüngere Generation ist immer auf der Suche. Zwischen der Freiheit, immer wieder etwas Neues auszuprobieren, und der Lähmung, nicht genau zu wissen, wo es mit dem eigenen Leben hingehen soll, gefangen“, sagt sie.
Neben dem Studium und der Produktion diverser Kurzfilme ein so großes Projekt wie einen Kinofilm zu starten, war für die Studentin eine Herausforderung. „Man braucht einen langen Atem, um einen Langfilm zu machen“, erzählt sie. Es habe auch manche Tage gegeben, an denen die Lust nicht so groß war. Als dann die Produktionsfirma mitten in den Dreharbeiten ausstieg, war der Druck, schnellstmöglich einen neuen Partner zu finden, groß. Mit der Unterstützung eines Kinoverleihs und der Filminitiative Leuchtstoff des Rundfunks Berlin Brandenburg (rbb) konnte das Projekt jedoch ohne Verzögerung fertiggebracht werden.
Schon früh war für die Berlinerin klar, dass sie Regisseurin werden will. „Mit 13 Jahren habe ich in meinem Tagebuch immer auf die letzten Seiten Details von Filmen aufgeschrieben, die mich faszinierten. Kameraeinstellungen, Bewegungen, so etwas eben“, erklärt die heute 30-Jährige. Beide Eltern haben am Theater gearbeitet, der enge Kontakt zum Theater habe sie daher maßgeblich beeinflusst.
Aber auch vor der Kamera hat Pola Beck schon so einige Erfahrungen gesammelt. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester war sie in ihrer Jugend Teil mehrerer Filmproduktionen und auch heute übernimmt sie gerne einmal eine Rolle. „Erst neulich habe ich einen Schauspielkurs gemacht. Das hilft mir, mit den Schauspielern vor meiner Kamera zu arbeiten. Ich weiß einfach, wie ich ihnen bestmöglich helfen kann.“ Bei der Produktion ihres ersten Langfilms sei ihr das durchaus zugute gekommen. „Das Team wusste, dass es mir vertrauen kann und ich wusste, dass ich ihnen vertrauen kann“, erzählt die junge Frau. Vertrauen sei auch bei der Recherche ein wichtiger Faktor gewesen.
Der Erfolg ihres Films „Am Himmel der Tag“, der den deutschsprachigen Spielfilmwettbewerb des 9. Züricher Film Festivals und den Nachwuchspreis der Internationalen Hofer Filmtage gewonnen hat, war für Pola Beck keine Überraschung. „Ich habe gehofft, und als ich die Reaktionen der ersten Testzuschauer gesehen habe, habe ich noch viel mehr gehofft.“ Dass sie bereits als 30-Jährige nun den ersten Film in den deutschen Kinos hat, erzeuge aber auch hohen Erwartungsdruck. Doch Pola Beck hofft, den Erfolg von „Der Himmel am Tag“ nicht so schnell wieder zu verlieren. Chantal Willers
Chantal Willers
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