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Homepage: Suchen, messen, kratzen FH-Studenten helfen bei der Sanierung in Görlitz
Putz bröckelt von den schiefen Wänden, die Fenster knarren, die Türen schließen nicht mehr richtig, es riecht modrig. Langsam verfällt Baukunst aus dem Mittelalter, der Renaissance und des Barocks.
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Putz bröckelt von den schiefen Wänden, die Fenster knarren, die Türen schließen nicht mehr richtig, es riecht modrig. Langsam verfällt Baukunst aus dem Mittelalter, der Renaissance und des Barocks. Das Wohnhaus befindet sich in der Breiten Straße 23 – in Görlitz. Werdende Bauingenieure im Masterstudiengang sammeln hier derzeit erste Erfahrungen im praktischen Bereich. Die 13 Studenten der Potsdamer Fachhochschule suchen, messen und kratzen an dem denkmalgeschützten und sanierungsbedürftigen Haus im sächsischen Görlitz. Damit sollen die Studierenden Einblicke in verschiedene Arbeitsmethoden zur historischen Bauforschung erhalten.
Das Projekt ist ein hervorragendes Beispiel zum forschenden Lernen im Fachbereich Bauingenieurwesen, sagt Birgit Jubin, die im Projekt „ Forschendes Lernen – Lehrende Forschung“ im Fachbereich Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Potsdam tätig ist. Zusammen mit den Professorinnen Betty Müller und Christiane Kaiser leitete sie das Lehrprojekt an der Grenze zu Polen. In vier Gruppen sollte durch strukturierte Methodenarbeit ein breiter Einblick in die Arbeit der historischen Bauforschung gegeben werden. Während der Gebäudeuntersuchung zeichneten, dokumentierten und recherchierten die Studierenden.
Im ersten Schritt haben die Studierenden für Bauerhaltung (Bauen im Bestand und Bauwerkserhaltung) das zu sanierende Denkmal auf seinen momentanen Zustand hin untersucht. Statische Ableitungen, Dokumentationen über Veränderung der Räume, Risse und andere Eigenschaften wurden vorgenommen. Außerdem wurde ein Raumbuch mit einer systematischen Fotodokumentation erstellt. In Teams sind die einzelnen Etagen und das Dach des baufälligen Hauses dokumentiert und aufgezeichnet worden.
Jede Gruppe hatte einen eigenen Schwerpunkt, den sie besonders ausführlich dokumentierten. Die Studenten legen beispielsweise Vertikalschnitte des Hauses an, suchen Informationen zur Historie in den Archiven und zu baulichen Veränderungen, erklärt die Projektleiterin Betty Müller. „Görlitz ist für diese Arbeit eine ideale Stadt. Es gibt kurze Wege, offene Ämter und sehr viele leer stehende Gebäude mit langer Geschichte“, sagt Müller. Das sei für die Studierenden besonders interessant, da sie dadurch die Einflüsse der verschiedenen Bauepochen am praktischen Beispiel kennenlernen können. Mit ihrer Arbeit erleichterten die Studierenden die Recherche der Denkmalschutzbehörde. „Dabei darf man aber nicht vergessen, dass das trotzdem die Arbeit von Lernenden bleibt, die Fehler machen dürfen“, erklärt Christiane Kaiser.
Seit neun Jahren laufen in Kooperation mit der FH und der Stadt Görlitz solche Forschungsprojekte ab. Bisher wurden alle neun Projekthäuser erfolgreich saniert, wie die Professorin bestätigt. Als professionelle Unterstützung für die Studierenden und Professorinnen der Fachhochschule nehmen drei ansässige Architekturbüros sowie die Untere Denkmalschutzbehörde an dem Forschungsprojekt teil. Elisabeth Kropp
Elisabeth Kropp
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