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Landeshauptstadt: Suchtberatung: Doppelte Wartezeit AWO und Chill Out e.V. ziehen erste Bilanz: Steigender Bedarf, aber kein „Land unter“

Suchtkranke Menschen müssen durchschnittlich zwei Wochen warten, bis sie einen Termin in der Potsdamer Suchtberatungsstelle bekommen. Damit habe sich die Wartezeit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, sagt Rolf Müller, Leiter der Beratungsstelle.

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Suchtkranke Menschen müssen durchschnittlich zwei Wochen warten, bis sie einen Termin in der Potsdamer Suchtberatungsstelle bekommen. Damit habe sich die Wartezeit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, sagt Rolf Müller, Leiter der Beratungsstelle. Der Grund: Ab Anfang 2004 waren die Gelder für die Hilfsangebote für Alkoholkranke und Drogenabhängige, aber auch für die Suchtprävention, erheblich gekürzt worden. Deshalb kündigte die Stadt Mitte 2003 die Verträge mit den Trägern der damals zwei Suchtberatungsstellen und der Suchtpräventionsstelle. Eine Neuausschreibung scheiterte jedoch, da sich kein Träger fand, der den Finanzrahmen von 196 288 Euro jährlichem Zuschuss einhalten konnte. Eine Lösung gab es erst Ende Januar 2004. Seitdem kooperiert der Kreisverband Potsdam der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mit dem Verein Chill Out e.V.. Die Bilanz der beiden Träger nach einem knappen halben Jahr Arbeit fällt nüchtern, aber doch positiv aus: „Das Netzwerk funktioniert. Aber es darf nicht zu sehr strapaziert werden“, sagte Angela Basekow, AWO-Geschäftsführerin, den PNN. Man sei bei der Betreuung der Suchtkranken zwar „auf dem untersten Level angekommen“, ergänzte Müller, doch „Land unter“ müsse man nicht melden. Es seien „keine Klienten auf der Straße geblieben“. Seit Anfang des Jahres habe die Suchtberatungsstelle 340 Klienten fest betreut, die mehrmals die Hilfe der drei Mitarbeiter in Anspruch genommen hätten. Insgesamt habe man 1309 Kontakte mit der Beratungsstelle gezählt. „Das sind mehr als im selben Zeitraum in 2003“, so Müller. Es gebe großen Handlungsbedarf, die Zahl der Suchtkranken steige. 90 Prozent aller Hilfesuchenden sind laut Müller alkoholkranke Menschen. Aber auch der Konsum von Cannabis und Heroin steige an. Zudem seien die zwei Mitarbeiter von Chill Out e.V., die Präventionsarbeit auch in Schulen leisteten, „immer unterwegs“, so Basekow. Für die Zukunft drängen die AWO-Chefin und der Leiter der Beratungsstelle auf eine qualitative und quantitative Verbesserung der Suchtkranken-Betreuung. Die Wartezeiten auf eine Beratung müssten wieder reduziert werden, es müsse mehr Personal für die Prävention zur Verfügung stehen und über komplementäre Angebote wie ein betreutes Wohnen nachgedacht werden. Wie Jugendamtsleiter Norbert Schweers sagte, werde die Stadtverwaltung ab Mitte August die monatlichen Statistiken der beiden Träger auswerten und über die Verlängerung des zunächst bis Ende des Jahres geltenden Vertrags sprechen. AWO und Chill Out e.V. wollen gemeinsam weiter machen. Die Zusammenarbeit gestalte sich „sinnhaft und fruchtbar“, so Basekow. Müller hofft zudem auf eine längere Laufzeit des Anschlussvertrags: „Suchtkrankenhilfe ist Beziehungsarbeit. Wir brauchen Kontinuität und Stabilität.“ Eine stärkere Präventionsarbeit wird es aber wohl nicht geben. „Im Jugendförderplan sind anderthalb Personalstellen dafür festgeschrieben, eine Ausweitung sehe ich nicht“, sagte Schweers.

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