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Von Erhart Hohenstein: Südlich der Invalidengärten

Von neu errichteter Gaststätte am Palais aus in den Parkbereich der Fasanerie – ein Spaziergang

Stand:

Sanssouci - Das Südtorgebäude am Neuen Palais wird bis 2012 generalsaniert und zu einem Zentrum für die Besucherbetreuung ausgebaut, wobei der Innenhof überdacht werden soll. Nicht weit davon weicht die „Café Wolf“ genannte Baracke dem Neubau einer Gaststätte mit gepflegten Außenanlagen. Sie entsteht auf dem Gelände der einstigen Invalidengärten. Friedrich der Große hatte sie für kriegsversehrte Soldaten seiner Schlachten anlegen lassen, damit sie durch den Anbau von Obst und Gemüse ihren Lebensunterhalt aufbessern konnten.

In die Neugestaltung der Umgebung des Neuen Palais, das 2012 als Zentrum der Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag des Königs dienen soll, wird längerfristig auch der südlich an die Invalidengärten anschließende Parkteil einbezogen. Er erstreckt sich im Winkel entlang der Straße Am Neuen Palais und der Geschwister- Scholl-Straße bis in Höhe der Fasanerie. Teilweise ist er mit Wildwuchs bestanden und macht einen eher unansehnlichen Eindruck. Angesichts der begrenzten Mittel konnten in den letzten Jahren nur bescheidene Fortschritte erzielt werden, etwa die Wiederherstellung von Wegetrassen und die Rückgewinnung eines malerisch von Bäumen umstandenen „Waldsalons“.

Dies soll sich laut Michael Rohde, Gartendirektor der Schlösserstiftung, in den nächsten Jahren ändern. Für die Gestaltung des Parkareals sind 450  000 Euro vorgesehen. Diese Investition wird durch die Sonderzuwendungen des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin mit ermöglicht. Der Hauptteil der Mittel kommt der Wiederherstellung der Wege- und Gewässerstruktur südlich der Invalidengärten sowie der Durcharbeitung der Gehölze und Wege auf dem von der Fasanerie verbliebenen Areal zugute. Als ab 1841 das Gelände gestaltet wurde, ließ der Landschaftgärtner Peter Joseph Lenné mehr als 18 000 Gehölze pflanzen, legte ein Wegenetz und zahlreiche Gewässer an. Wo heute die so genannte Postavenue zwischen dem kaiserlichen Postamt in der Geschwister-Scholl-Straße und dem Neuen Palais verläuft, zog sich der 186 Meter lange, 15,50 Meter, dann sogar 28 Meter breite und 1,85 Meter tiefe Kreuzkanal hin, von dem schräg in Richtung Straße Am Neuen Palais ein gewundener und mit teichartigen Ausbuchtungen versehener Graben abging. Ebenso waren die Bodenmodellierung, wofür 23 856 Kubikmeter Erde bewegt wurden, und die Bepflanzung durch die Meisterhand Lennés geprägt.

Schon ab 1880 ließ das Kronprinzenpaar, das das Neue Palais zum Wohnsitz gewählt hatte, jedoch die Gewässer zuschütten. Sie mussten nach der Ausstattung des Palais mit modernen Bädern und Sanitäranlagen zunehmend mehr Abwasser aufnehmen, verschlammten und erzeugten „übelste Dünste“. Für die Arbeiten wurde eigens eine Feldbahnstrecke in den Park gelegt. 1914 wurde die Fasanenzucht eingestellt. Nach dem Ende der Monarchie wurde dieser Parkbereich zu einem wenig beachteten Winkel, auch wenn Gartendirektor Georg Potente hier nach 1920 den Gehölzbestand noch einmal durcharbeiten ließ.

Wie der zuständige Gartenkustos Gerd Schurig erklärt, wird im Bereich der Fasanerie das Erscheinungsbild der Lennéschen Gestaltung angestrebt. Dies betrifft die Bodenmodellierung, Wege und Gehölze. Wieder geöffnet werden sollen die Blickbeziehungen zur jenseits der Straße Am Neuen Palais gelegenen ehemaligen Königlichen Gärtnerlehranstalt. Dafür hat Parkrevierleiter Eberhard Bergner in die begrenzende Buchenhecke bereits ein Sichtfenster geschnitten. Da der Parkteil auch ein schützenswertes Biotop darstellt, werden die Arbeiten laut Schurig mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmt. Sie bedeuten auch, dass die Stiftungsgärtner erneut auf 10 000 Quadratmetern zusätzlich Bäume, Wiesen und Wege in Pflege nehmen müssen. Eine „Wasserlandschaft“ wie zu Lennés Zeiten wird das Areal allerdings nicht wieder. Wegen des hohen Aufwandes ist eine Neuanlage der Gewässer ausgeschlossen. Der Verlauf der Kanäle und Gräben soll aber im Gelände kenntlich gemacht werden.

Erhart Hohenstein

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