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Rückkehrwilliger Ex-Kicker: Süleymann Koc will wieder zum SVB

Babelsbergs einstiger Mittelfeldspieler hat gegen eine Kaution die Justizvollzugsanstalt Moabit verlassen.

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„Ich bete jeden Tag, dass ich beim SV Babelsberg 03 wieder Fußball spielen kann“, sagt Süleymann Koc. „Ich brauche Babelsberg und Trainer Demuth, bei dem ich so viel lernen kann.“ Koc gehörte in der vergangenen Saison zu den Stammspielern des Fußball-Drittligisten SVB, ehe er am 18. April letzten Jahres verhaftet wurde. Der offensive Mittelfeldspieler gehörte einer sechsköpfigen Berliner Bande an, zu der auch sein jüngerer Bruder zählte und die in der Hauptstadt Raubüberfälle auf Cafés und Spielbanken verübte. Dabei fuhr er das Fluchtfahrzeug; einmal spähte er ein Objekt aus. Er gestand im Gerichtsprozess sechs Touren und wurde kurz vor Weihnachten zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.

Seit vergangener Woche ist der jetzt 22-Jährige auf Kaution wieder auf freiem Fuß; die 10 000 Euro zahlte sein Vater. Am Dienstagabend erlebte Koc im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion vom Zuschauerrang aus die bittere 0:1-Niederlage seines Ex-Vereins gegen Kickers Offenbach mit, gestern traf er sich nach dem Vormittags-Training der Nulldreier mit Mittelfeldspieler Almedin Civa am Berliner Alex zum gemeinsamen Essen im Laden seines Onkels. „Alme ist für mich wie mein älterer Bruder“, sagt Süleyman Koc. „Wenn ich Sorgen habe, frage ich ihn und er hilft mir“. Civa und Stürmer Anton Makarenko hätten ihn auch in den vergangenen Monaten nicht hängen gelassen. „Sie haben mir Briefe geschrieben und mir erzählt, was bei Babelsberg 03 los ist – das hat mir viel Kraft gegeben“, so der Deutsch-Türke. „Die habe ich auch gebraucht, denn das letzte Jahr war die schlimmste Zeit meines Lebens.“ In der Justizvollzugsanstalt Moabit habe er in den ersten sieben Monaten jeweils 23 Stunden am Tag in einer sieben bis acht Quadratmeter großen Zelle gesessen. „Ich hatte immer eine Stunde Ausgang und habe einmal in der Woche Kraftsport gemacht“, erzählt Koc. „Das war für mich als Hochleistungssportler natürlich zu wenig. Ich hatte immer ein Piken in der Brust, denn ich brauchte ja eigentlich sportliche Betätigung.“ Daher sei er froh, dass er nun wieder die Möglichkeit dazu habe. „Ich jogge jeden Tag und merke, dass es mir wieder wesentlich besser geht. Wobei man sich ja sowieso zu Hause besser fühlt.“

In einiger Zeit erwartet Süleyman Koc ein Schreiben, „dass ich mich für den offenen Vollzug melden muss“, so der derzeit vereinslose Kicker. Dann muss er abends ins Gefängnis, das er am Morgen wieder verlassen kann – beispielsweise, um Fußball zu spielen. Dass Babelsbergs Coach bereit sei, ihn wieder spielen zu lassen, freue ihn sehr, so Koc, der im Sommer 2010 vom Regionalligisten Türkiyemspor Berlin an den Babelsberger Park gekommen war. Was Dietmar Demuth bestätigt: „Ich bin gern bereit, einem jungen Mann wie ihm die Chance zu geben, wieder Fuß in unserer Gesellschaft zu fassen.“ Die Entscheidung darüber liege allerdings nicht bei ihm, sondern beim Vereinsvorstand. Auch SVB-Präsident Thomas Bastian hätte gegen eine eventuelle Rückkehr Kocs zu seinem einstigen Verein nichts einzuwenden. „Wenn Süleyman seine Strafe verbüßt hat, dann sollte auch Ruhe in dieser Angelegenheit einziehen“, so Bastian. „Wir verbauen keinem den Weg. Allerdings müsste aber auch klar zu erkennen sein, dass sich der Mensch geändert hat und sein Leben in den Griff bekommt. Eine einfache Entschuldigung reicht da nicht.“

Koc weiß genau, welchen großen Fehler er machte, als er sich der Bande zumeist jugendlicher Berliner anschloss. „Ich habe es ja nicht wegen des Geldes gemacht, sondern weil ich meinem Bruder helfen wollte“, erklärt er jetzt erneut. Und: „So etwas wird mir nicht noch einmal passieren.“ (mit H. M.)

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