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Von Juliane Wedemeyer: Sulzig und griffig, aber zu glatt

In Potsdam gab es gestern 35 Autounfälle, laut Polizei besonders viele. Hat der Winterdienst die Straßen zu schlecht gestreut?

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Trotz Winterdienst – Potsdams Straßen waren gestern glatt: „Es gab sehr, sehr, sehr, sehr viele Unfälle“, sagte Polizeisprecherin Diane Jende gestern auf PNN-Anfrage. Allein zwischen 5.45 Uhr und 17 Uhr zählte die Polizei in Potsdam und Umgebung 52 Unfälle, 35 davon direkt im Stadtgebiet. Fast 80 Prozent waren witterungsbedingt, also auf die Straßenglätte zurückzuführen. „Die meisten Autos kamen nicht rechtzeitig zum stehen und rutschten darum auf das Vorderfahrzeug oder zur Seite und beschädigten so andere Autos, Ampeln oder Verkehrsschilder“, sagte Jende. Eine Potsdamerin wurde bei einem solchen Auffahrunfall in der Pappelallee leicht verletzt. Und es entstanden mehrere zehntausend Euro Sachschaden.

Von zu glatten Straßen will der Chef der Stadtentsorgung Potsdam, Enrico Munder, nichts wissen. Bei seinen Kontrollfahrten seien die Fahrbahnen schön sulzig, also krümelig, und griffig gewesen. Mit rund 50 Autos, darunter auch die acht Räum-und Streu-Lkws, und 100 Mann sei der Winterdienst der Stadtentsorgung Potsdam (Step) auf 400 Straßenkilometern unterwegs gewesen. Um zwei Uhr morgens hätten seine Mitarbeiter begonnen, die ersten, meist befahrensten Straßen zu räumen und zu streuen. In Potsdam müssen die Fahrbahnen spätestens um 6 Uhr zum Berufsverkehr wieder frei sein. So schreibt es die Satzung vor und daran habe sich die Step gestern in Potsdam auch gehalten. Bis in den späten Nachmittag hinein seien die Step-Winterdienstler in Potsdam im Einsatz gewesen; die wichtigsten Straßen hatten sie zweimal geräumt und gestreut. Je nach Witterung müssten sie auch nachts arbeiten.

Dennoch hatten nicht nur die Polizei, sondern auch viele PNN-Leser den Eindruck, dass die Straßen in Potsdam glatt seien, vor allem unter dem Schneematsch. Immer wieder beschwerten sie sich über die Berliner Straße, aber auch über die Heinrich-Mann-Allee. Einen besonderen Unfallschwerpunkt habe es in Potsdam aber nicht gegeben, betonte Jende. Die Karambolagen hätten sich im gesamten Stadtgebiet ereignet.

Bei der Step erklärte man, das Unternehmen sei ja nicht für alle Straßen verantwortlich, sondern teilweise auch die Anlieger. Zudem habe die Stadt weitere vier Firmen mit dem Winterdienst beauftragt und für die Bundes- und Landesstraßen sei ohnehin der Landesstraßenbetrieb zuständig.

Allerdings gelte diese Regel nur für die Landes- und Bundesstraßen außerhalb der Städte, hieß es bei der Straßenmeisterei des Landesbetriebs. „Am Stadteingangsschild Potsdam hört unsere Arbeit auf.“ In der Stadt ist nämlich wieder die Stadt zuständig und die hat dort ihr eigenes Unternehmen mit dem Winterdienst beauftragt: die Step, erklärte Norbert Praetzel, der sich in der Verwaltung um Verkehrsflächen kümmert. Zwar habe die Stadt tatsächlich noch vier weitere Firmen mit dem Winterdienst beauftragt, die streuten und räumten aber nur unbefahrene Straßen wie die Fußgängerzonen auf der Brandenburger Straße und dem Luisenplatz, sagte Praetzel. Potsdams Fahrbahnen würden ausschließlich von der Step oder aber von Anliegern betreut. Einzige Ausnahme: Die Nutheschnellstraße – sie winterfest zu machen, ist wirklich Aufgabe des Landesbetriebs, so Praetzel.

Enrico Munder wies gestern außerdem auf ein weiteres Unfallrisiko hin: Im Winter müssten die Autofahrer Winterreifen auf ihre Räder ziehen und langsamer als sonst fahren. Das hätten die Unfallverursacher wohl nicht getan. Denn mit einem Tempo von 40 bzw. 50 Stunden pro Kilometer hätte man gestern problemlos durch die Stadt fahren können.

Juliane Wedemeyer

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