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Landeshauptstadt: Sündenhandel leicht gemacht

Potsdamer Firma bietet klimaneutrale Geschäftspost

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Babelsberg - Einst waren es Fischernetze, die hier geknüpft wurden, heute sind es Geschäftsverbindungen. Auf dem Gelände einer ehemaligen Fischernetzfabrik in der Rudolf-Breitscheid-Straße residiert seit 17 Jahren der Potsdamer Letter-Shop. Im Mittelpunkt dieses Unternehmens steht der Brief (engl. „Letter“), genauer gesagt der Geschäftsbrief. Diese Spezies der Kommunikation ist zwar nicht besonders verdächtig, klimaschädlich zu sein, aber auch hier gilt: die Masse macht’s. Wer Tausende von Geschäftsbriefen verschickt, belastet mit dem dabei freigesetzten Kohlendioxid (CO2) das Klima.

Seit diesem Jahr können Firmen über den Potsdamer Letter-Shop ihre Geschäftspost klimaneutral drucken und versenden lassen. Bei der Herstellung des Papiers, dem Drucken und dem Versenden der Geschäftsbriefe fällt natürlich weiterhin CO2 an. Das Klima soll dadurch aber nicht länger belastet werden, denn jede CO2-Sünde wird wieder gut gemacht. Wie das funktioniert, erklärt Karola Stahlberg, Inhaberin des Letter-Shops: Bestelle der Geschäftskunde, beispielsweise ein Autohaus, den Druck und Versand eines Verkaufsprospekts, so könne über einen CO2-Rechner ermittelt werden, wie viel Kohlendioxid dabei ausgestoßen werde. Zugleich werde errechnet, welcher Geldbetrag nötig ist, um durch Investition in ein Klimaschutzprojekt die Emission des Kohlendioxids vollständig auszugleichen. Der Kunde habe dabei die Wahl zwischen neun Klimaschutzprojekten. Die so hergestellte Geschäftspost könne mit dem ClimatePartner-Siegel „klimaneutral produziert“ gekennzeichnet werden.

Die geförderten Klimaschutzprojekte befinden sich allesamt in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Verzicht auf die Unterstützung von Klimaschutzprojekten in Industriestaaten sei eine ganz bewusste Entscheidung gewesen, so Markus Lurz von der Firma ClimatePartner aus München, die das Klima-Siegel vergibt. In den Industrieländern könnte man sich zwar ebenfalls an Klimaschutzprojekten, beispielsweise Windparks, finanziell beteiligen. Diese würden aber sowieso gebaut, meint Lurz, hier gebe es genügend Anreize. Die von ClimatePartner beworbenen Projekte in den ärmeren Gegenden der Welt seien hingegen auf die finanzielle Unterstützung angewiesen. Unter den dortigen wirtschaftlichen Bedingungen würden diese Klimaschutzprojekte andernfalls überhaupt nicht realisiert werden, so Lurz. Laut Veröffentlichung von ClimatePartner wird das Geld unter anderem in Wasserkraftwerke, Windparks und den Schutz des tropischen Regenwaldes investiert. An Investoren dieser Projekte werden zu diesem Zweck Zertifikate verkauft, erklärt Lurz. Mit den Einnahmen hieraus finanziere sich die Arbeit vor Ort. Nach Angaben von Lurz kaufe ClimatePartner solche Zertifikate und veräußere sie dann kleinteilig weiter an Kunden, wie den Potsdamer Letter-Shop. Der wiederum kann die Kosten an seine Kunden weitergeben. Die Investition in das gute Gewissen ist jedoch nicht teuer, meint Karola Stahlberg vom Letter-Shop. Die Mehrkosten beliefen sich lediglich auf etwa ein bis drei Prozent.

Nach Angaben von Stahlberg wurde dem Letter-Shop von der Firma ClimatePartner bescheinigt, seit dem 1. Dezember dieses Jahres ein „klimaneutral produzierendes Unternehmen“ zu sein. Es werde jedoch nicht nur darauf geachtet, den CO2-Ausstoß auszugleichen, sondern die Umwelt bereits bei der Herstellung der Geschäftspost nicht unnötig zu belasten. Man verwende umweltschonend hergestelltes Papier und nutze ökologische Druckfarben. Zudem versende man einen Großteil der Geschäftspost mit der Deutschen Post und nutze dafür deren klimaneutrale Variante des Postversandes, genannt „GoGreen“.H. Catenhusen

H. Catenhusen

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