Landeshauptstadt: Suppenküche zieht hinters Stadthaus
In dem neuen Haus gibt es mehr Platz, eine behindertengerechte Toilette und einen Mutter-Kind-Raum
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Innenstadt - Heruntergekommen wirkt das Haus mit der Nummer 29 in der Lindenstraße. Der Eindruck setzt sich im Inneren fort: die Möbel sind abgenutzt, Vorhänge und Tischdecken unansehnlich. Der Leiter der Potsdamer Suppenküche, Friedhelm Loter, und seine vier „Küchenfeen“ machen das Beste daraus und hoffen, dass mit dem nun beschlossenen Umzug auf das Gelände der Stadtverwaltung einiges besser wird. „Ich wünsche mir, dass unser Angebot ein bisschen adretter und einladender wird“, so Loter.
Da das bisherige Haus umfassend saniert werden soll, zieht die Suppenküche zum Ende des Jahres hinter das Stadthaus in der Friedrich-Ebert-Straße. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller sagte, die Prüfung der Räumlichkeiten sei nun abgeschlossen, dem Umzug stehe nichts mehr im Wege. Die Suppenküche werde die untere Etage des Bürogebäudes 2 beziehen, dort wo bisher das Natur- und Umweltamt ansässig war. Herbert König von der Volkssolidarität, dem offiziellen Träger der Suppenküche, ist froh über diese Entscheidung. „Dort gibt es nicht nur mehr Platz, sondern auch endlich eine behindertengerechte Toilette und auch einen separaten Mutter-Kind-Raum“. Derzeit werde noch geprüft, ob noch eine Zwischenwand entfernt werden könne, damit ein größerer Gemeinschaftsraum entsteht, so König. Anerkennenswert findet er, dass die Stadt eine so zentrale Lösung gefunden hat und nicht versucht, die Einrichtung an den Stadtrand zu drängen.
Elona Müller sagte dazu: „Die Suppenküche trägt ganz wesentlich zum sozialen Frieden in der Stadt bei.“ Alle Fraktionen seien sich einig gewesen, dass man ein solches Angebot im Zentrum der Stadt braucht – auch wenn es immer wieder vorkomme, dass sich Nachbarn beschweren, so Müller. Wie bisher, werde die Stadtverwaltung auch in Zukunft die Miete und den Großteil der Betriebskosten für die Suppenküche übernehmen.
Die Zutaten für das warme Essen kommen hauptsächlich von der Potsdamer Tafel, gekocht wird in der Suppenküche jedoch selbst. Dazu sind vier Ein-Euro- Jobberinnen befristet angestellt, eine von ihnen ist gelernte Köchin. Einrichtungsleiter Loter wünscht sich für seine Mitarbeiterinnen langfristige Verträge. „Es braucht Zeit bis unsere Gäste Vertrauen fassen. Dabei haben viele ein großes Mitteilungsbedürfnis.“ Es wäre schön, wenn die Gesichter der Mitarbeiter nicht jährlich wechseln würden.
Das Essen ist kostenlos, für einen extra Wurstteller zahlt man 20 Cent. „Damit wollen wir unseren Gästen ein Gefühl für den Wert vermitteln“, erklärt Loter.
Fragt man die Gäste, was sie sich wünschen, sagen viele: längere Öffnungszeiten. Bislang schließt die Einrichtung bereits 15 Uhr. „Im Sommer ist das okay, aber im Winter würde ich gerne länger bleiben“, sagt Peter Hofmann. Er gehört zu den wenigen Suppenküchennutzern, die nicht obdachlos sind, hat sogar eine Arbeit als Hausmeister. Essen könnte er eigentlich auch zu Hause, „aber dort bin ich allein“, sagt er.
Realisierbar wären längere Öffnungszeiten nur im Schichtbetrieb, sagt Loter. Dazu bräuchte man mehr Personal. Die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein, die der Suppenküche gestern eine Spende in Höhe von 150 Euro überreichte, regte an, auch Ehrenamtliche vom Sekiz e.V. einzubeziehen. Als Vorsitzende wisse sie, dass Interesse an einer Zusammenarbeit bestünde. Auch der SPD-Ortsverein Mitte Nord übergab eine Spende von 200 Euro. „Mit diesem Geld werden wir eine Kühlvitrine kaufen“, so Loter, „damit Wurst und Fleisch bei der Wärme nicht so schnell verderben.“
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