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Langsames Internet in Potsdam: Surfen im Schneckentempo
Potsdamer müssen bei der Suche im Internet viel Geduld mitbringen. Die Leitungen gehören laut einer Studie zu den langsamsten in Deutschland.
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Potsdam - Beim Breitbandausbau für schnelle Internetverbindungen hinkt Potsdam weiterhin anderen vergleichbaren Städten in Deutschland deutlich hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt das Verbraucherportal Verivox in einer aktuellen Studie zur Internetgeschwindigkeit in 25 deutschen Städten. Während die schnellsten Onlineverbindungen in Karlsruhe möglich sind, gehört Potsdam demnach bundesweit zu den langsamsten Städten. Noch langsamer sind Braunschweig und Erfurt, aber auch Großstädte wie Nürnberg und München.
Der Datenanalyse, auf Basis aller im vergangenen Jahr über das Portal abgeschlossenen Internettarife, nach kommt Potsdam im Schnitt auf eine Verbindungsgeschwindigkeit von 39 Megabit pro Sekunde (Mbit/S). Die schnellste Metropole liegt im Südwesten Deutschlands und bietet fast doppelt so schnelle Leitungen. Im baden-württembergischen Karlsruhe surfen die Anwohner mit durchschnittlich 70 Mbit/s. Es folgen Köln und Mannheim mit jeweils 63 Mbit/s, die Top Fünf beschließen Düsseldorf und Bonn (62 und 61 Mbit/s). Schlusslicht ist Braunschweig, das mit 31 Mbit/s weniger als die Hälfte der Karlsruher Geschwindigkeit erreicht. Vergleichsweise niedrig sind die durchschnittlich bestellten Geschwindigkeitswerte auch in München (36 Mbit/s), Nürnberg (34 Mbit/s) und Dresden (32 Mbit/s). Auch Leipzig, neben Dresden die einzige ostdeutsche Großstadt im Ranking, liegt mit 39 Mbit/s relativ weit hinten.
Berliner sind nicht besonders viel schneller als Potsdamer unterwegs
Auch Berlin ist man online langsam unterwegs. Mit 39 Mbit/s liegt die Hauptstadt wie Potsdam im hinteren Drittel. Etwas schneller surft man in Hamburg mit 43 Mbit/s, deutlich mehr Speed verzeichnet im Schnitt die Bankenmetropole Frankfurt am Main mit 62 Mbit/s.
Die IHK Potsdam warnte davor, die Bedeutung eines möglichst schnellen Internets zu unterschätzen. Die Breitbandverbindungen müssten den Standards entsprechen, die der Wettbewerb erfordere, sagte Sprecher Detlef Gottschling den PNN. Alles andere „wäre für die Wirtschaft fatal“. So sei eine schnelle Netzverbindung „mittlerweile ein wesentlicher Standortfaktor und entscheidend für die Ansiedlung von Betrieben“.
Je geringer die Bevölkerungsdichte, desto höher sind die Kosten
Der Studie zufolge sind die Städte im Osten Deutschlands sowie in Bayern weiterhin bei der Verfügbarkeit schneller Breitbandanschlüsse abgehängt. Auch in den Flächenländern ist es schwerer, große Datenmengen in annehmbarer Geschwindigkeit virtuell zu verschicken. „Der Internetausbau in dicht besiedelten Regionen ist für die Anbieter lukrativer. Je geringer die Bevölkerungsdichte, etwa in ostdeutschen Flächenländern, desto höhere Kosten entstehen pro Kopf“, so Sven Ehrmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Verivox. Immerhin: Bei den Preisen für den Onlinezugang müssen die Potsdamer im Vergleich zu ländlichen Regionen in Brandenburg keine Aufschläge hinnehmen. Denn Kunden auf dem Land haben nicht nur eine geringere Bandbreite, sondern müssen zumeist auch mehr Geld für eine Online-Verbindung ausgeben. Viele Anbieter würden einen Aufschlag für ihre Kunden auf dem Land berechnen, hieß es. So zahlen Verbraucher bis zu 23 Prozent mehr für eine 16-Megabit-Leitung. Aufs Jahr gerechnet sind das Mehrkosten von bis zu 60 Euro.
Grundlage für die Datenanalyse sind dem Portal zufolge die Kunden, die sich aktiv um einen Internettarif bemühten, sagte Verivox-Sprecher Toralf Richter am Freitag den PNN. Dabei handele es sich fast ausschließlich um Privatkunden. Festzuhalten sei, dass das Internetangebot in Karlsruhe oder Stuttgart sehr gut sei. Auch für die Städte im Osten könnten aber laut Richter schnellere Verbindungen vorhanden sein, etwa für Firmen. Ohnehin besteht laut Richter keine Gefahr, dass etwa Online-Videos bei Geschwindigkeiten von rund 31 Mbit pro Sekunde ruckeln. Dies sei schon bei 16 Mbit/s ausgeschlossen, sagte er.
Wie berichtet soll der Breitbandausbau in ganz Deutschland künftig stärker gefördert werden. So versprach der Bund weitere 904 Millionen Euro. Im September kündigte Vodafone Kabel Deutschland an, in mehr als 60 000 Haushalten Potsdams Highspeed-Internet mit bis zu 400 Mbit/s anzubieten. Bislang seien maximal 100 Mbit/s möglich gewesen.
Stefan Engelbrecht
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