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Landeshauptstadt: SV Babelsberg will mehr Geld Politik und Verwaltung sind nicht begeistert

Die Ansprüche des SV Babelsberg (SVB) an die Stadt und an Turbine Potsdam verärgern zunehmend Politiker und Verwaltung. Im Bildungsausschuss reagierte Sportdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU) empört auf Forderungen des SVB, die Stadt solle den Betrieb des Karl-Liebknecht-Stadions weiter bezuschussen.

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Die Ansprüche des SV Babelsberg (SVB) an die Stadt und an Turbine Potsdam verärgern zunehmend Politiker und Verwaltung. Im Bildungsausschuss reagierte Sportdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU) empört auf Forderungen des SVB, die Stadt solle den Betrieb des Karl-Liebknecht-Stadions weiter bezuschussen. Die Stadt trage bereits 73,5 Prozent der Kosten, so Magdowski. Magdowski verwies darauf, dass der Verein zuletzt im Jahr 2011 Zuwendungen in Höhe von 345 000 Euro erhalten habe, um die Flutlichtanlage zu reparieren. Auflage sei aber gewesen, die Betriebsgenehmigung nachzuweisen. Dem sei der Verein bis heute nicht nachgekommen. „Die Flutlichtanlage wurde weder gewartet noch sonst was.“ Die Stadt, so Magdowski, behalte sich vor, den Förderbescheid zu widerrufen. „Es ist für uns als Verwaltung keine glückliche Situation. Es ist so viel im Unklaren, das ist ärgerlich.“

Potsdam hat den SVB bereits mehrfach unterstützt. Bereits 2002 hatte die Stadt im Zuge des Insolvenzverfahrens dem Verein das Stadion-Grundstück übertragen und damit eine Grundschuld von einer Million Euro getilgt. Seitdem besteht ein Erbbaupachtvertrag zwischen SVB und Stadt. 2011 gab es eine erneute Finanzspritze seitens der Politik in Höhe von 700 000 Euro.

Für den SVB-Vorstandsvorsitzenden Archibald Horlitz stellt sich die Situation anders dar: Die Zuschüsse zur Bewirtschaftung des Stadions reichten nicht aus. Da das Stadion auch von dem Frauenfußballverein Turbine Potsdam genutzt werde, zahlt die Stadt dafür zusätzlich 80 000 Euro. Auch dafür habe der SVB den Eigenanteil zu entrichten. Damit, so rechnet Horlitz vor, ergebe sich eine Quersubvention des mehrmaligen Deutschen Meisters durch den Viertligisten SVB in Höhe von 21 000 Euro. Außerdem sei die Flutlichtanlage vor allem im Hinblick auf Turbinespiele errichtet worden und völlig überdimensioniert für den SVB. „Hier muss eine Flutlichtanlage betrieben werden, die Kosten in einem Maße verursacht, die bei einer Stromkostenbeteiligung von Turbine Potsdam nicht zu finanzieren sind.“ Da Turbine als Amateurverein gilt, sieht die Sportstättensatzung keinen weiteren Kostenausgleich vor.

Horlitz, früher Eigentümer des Apple-Computer-Handels Gravis, war im Frühjahr 2013 angetreten, den SVB von Finanzproblemen zu befreien. Um den Verein aus der Schieflage zu bringen, fordert er nun von Turbine eine Pauschale für die Nutzung des Flutlichts. Außerdem soll der Eigenanteil des SVB als Viertligist auf zehn Prozent gesenkt werden.

Horlitz plant zudem eine Photovoltaik-Anlage zur Verbesserung der Energiebilanz. Ein Großsponsor wolle kurzfristig 120 000 Euro investieren und später erneut 30 000 Euro. Da durch die Anlage rund 40 000 Euro von 60 000 Euro an jährlichen Energiekosten eingespart werden könnten, solle die Stadt mit rund 30 000 Euro dieses Projekt fördern.

Nach teils heftiger Debatte einigte sich der Ausschuss darauf, dass beide Vereine die Fraktionen zu Gesprächen einladen. „Dieser Streit wird zu keinem guten Ende führen, wenn die Stadt nicht eingreift“, so Rolf Kutzmutz, Ex-Vizepräsident von Turbine. Linke-Politiker Stefan Wollenberg plädierte für eine Rückabwicklung des Erbbaupachtvertrags. Dochdie Stadt dürfte kein Interesse daran haben, das Stadion allein zu betreiben. Grit Weirauch

Grit Weirauch

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