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Sport: SVB-Fans schockiert über Polizeieinsatz Babelsberger kritisieren über- zogene Reaktionen in Schönberg

„Es war der schlimmste Polizeieinsatz, den ich bisher gegen Babelsberger Fans erlebt habe. Selbst Einsatzkräfte des SEK waren schon am Bahnhof in voller Montur aufmarschiert.

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„Es war der schlimmste Polizeieinsatz, den ich bisher gegen Babelsberger Fans erlebt habe. Selbst Einsatzkräfte des SEK waren schon am Bahnhof in voller Montur aufmarschiert.“ Andrea W., langjährige Anhängerin des SV Babelsberg 03 und Augenzeugin, läuft noch immer ein Schauer den Rücken hinab, wenn sie sich an die Bilder am Sonntag vor und während des Fußball-Oberligaspiels FC Schönberg – Babelsberg (4:1) erinnert. Per Bahn anreisenden Nulldrei-Fans wurde schon auf dem Fußweg zum Jahnstadion, an dessen Eingang bereits ein Gefangenentransporter parkte, von begleitenden Polizisten Schlagstockeinsatz beim Verlassen des Fußgängerweges angedroht. Als während der Partie im Nulldrei-Fanblock, in dem sich auch angereiste Anhänger des FC St. Pauli befanden, Rauchbomben hoch gingen und laut Presseberichten Bengalische Feuer aufs Spielfeld flogen, griff die Polizei im Stadion hart zu. Viele Zuschauer auf den Gäste-Traversen wurden eingekesselt, 36 festgenommen und „erkennungsdienstlich behandelt“. Während die Polizeidirektion Schwerin das Vorgehen ihrer Beamten als „angemessen und richtig“ verteidigt, sind Babelsberger Augenzeugen schockiert. „Es war schlimm, was da abging“, meinte Christian Lippold; das Aufsichtsratsmitglied des SVB gehörte selbst zu den Eingekesselten. Und der SVB-Fanbetreuer Gregor Voese spricht von „einer vollkommen überzogenen Reaktion der Polizei, die statt einer deeskalierenden eine unglaublich offensive Schiene fuhr. Das war schockierend für alle Beteiligten und wirft die Frage auf, in welchem Staat wir leben.“ Laut Voese geschah der massive Polizeieinsatz keineswegs zufällig. „Wir erleben in der Oberliga immer wieder, dass Babelsbergs Fans offenbar als gewaltbereit eingestuft sind“, erklärte er. „Als beim Spiel in Neustrelitz 50 unserer Jugendlichen durch die Stadt spazierten, warnte der lokale Rundfunk vor 300 gewaltbereiten Fans in der Stadt. Unglaublich!“ Den Fanbetreuer empört außerdem ein vielen Fans unbekannter Umstand: „Jeder, der bei solchen Einsätzen wie am Sonntag erkennungsdienstlich behandelt wird – ob nun berechtigt oder unberechtigt –, landet in der deutschlandweiten Polizeidatei ,Gewalttäter Sport’, die in Düsseldorf geführt wird, ohne es zu erfahren. Bei der Euro 2004 darf er dann nicht nach Portugal ausreisen, bei der WM 2006 nicht in die deutschen Stadien.“ Das sei mit rechtsstaatlichen Vorstellungen nicht vereinbar. „Ich muss“, so Voese, „inzwischen sogar Eltern davor warnen, ihre Kids unter 16 Jahren zu SVB-Auswärtsspielen zu lassen, um sie vor solchen Polizeieinsätzen zu schützen.“ Während sich Christian Lippold und der offizielle SVB-Fanbeauftragte Jens Lüscher gestern abend mit betroffenen Nulldrei-Anhängern im SVB-Fanladen trafen, bereitete der Oberliga-Verein eine vierseitige Stellungnahme an den NOFV vor, die heute abgeschickt werden soll. Nulldrei-Geschäftsführer Ralf Hechel, der ebenfalls in Schönberg weilte, hält sich zwar offiziell bedeckt, räumte aber ein: „Was ich dort erlebte, habe ich in meiner langjährigen Tätigkeit im Fußball noch nie erlebt.“ Michael Meyer

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