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Jüdische Gemeinden in Potsdam: Synagogen-Bauverein fordert Machtwort der Landesregierung
Seit Jahren streiten die jüdischen Gemeinden der Stadt um den Entwurf für eine Synagoge. Den Vertrag mit dem Architekten Haberland zu kündigen, halten die Initiatoren des Projekts für falsch: Sie fordern die Landesregierung auf, eine Entscheidung zu treffen.
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Potsdam - Im anhaltenden Streit über den seit Jahren geplanten Bau einer neuen Synagoge in Potsdam hat der Bauverein, der das Vorhaben initiiert hat, die Landesregierung zu einem Machtwort aufgefordert. Eine Einigung der beteiligten jüdischen Gemeinden sei "kaum noch zu erwarten", erklärte der Verein am Freitag in Potsdam. Er sehe deshalb "die Landesregierung in der Pflicht, eine Entscheidung zu treffen".
Das Land hatte die Finanzierung der Synagoge zugesagt. Im Verlauf des Streits hatte die Landesregierung jedoch betont, Voraussetzung der Finanzierung sei eine Einigung der jüdischen Gemeinden.
Der Bauverein und die größte jüdische Gemeinde der Stadt unterstützen den in einem Architektenwettbewerb ausgewählten Entwurf für eine Synagoge mit Gemeindezentrum. Kritiker des Entwurfs, die die Baupläne für religiös unangemessen halten, haben später eine weitere jüdische Gemeinde in Potsdam gegründet, die Synagogengemeinde. Die dritte jüdische Gemeinde der Stadt, die streng orthodoxe gesetzestreue Gemeinde, lehnt die Kooperation mit beiden Gemeinden ab und fordert eine eigene Synagoge.
Der inzwischen mehrfach nach Wünschen der Synagogengemeinde modifizierte Entwurf des Architekten Haberland erfülle alle Voraussetzungen für eine erhabene und funktionale Synagoge mit Gemeindezentrum, erklärte der Bauverein. Diese lasse sich zudem im Gegensatz zu allen anderen diskutierten Varianten mit dem zur Verfügung stehenden Budget auch realisieren. Beide Gemeinden hätten sich in einer früheren Phase zudem bereits über Raumbedarf und gemeinsame Nutzungsregeln einvernehmlich verständigt.
Eine Kündigung des Vertrages mit dem Architekten Haberland, wie er von Kritikern der Pläne gefordert wird, hält der Bauverein für falsch. Sie sei inhaltlich nicht zu begründen und führe zu zusätzlichen Kosten, hieß es. Die Verwirklichung des Haberland-Entwurfes "mit den erheblichen Zugeständnissen an die Wünsche der Synagogengemeinde" ermögliche hingegen eine "schnelle, finanzierbare und vernünftige Lösung".
Die Kritiker des Haberland-Entwurfs hatten in der Vergangenheit unter anderem die schlichte Fassade moniert, die nicht erkennen lasse, dass das Bauwerk eine Synagoge sei. Abgelehnt wurde auch die Raumaufteilung und -gestaltung, die religiösen Vorschriften widerspreche. Mehrere Rabbiner hatten den Entwurf zuvor als religiös angemessen bewertet.
Die historische Potsdamer Synagoge ist bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof im April 1945 zerstört worden. In der DDR wurde am historischen Standort ein Wohnhaus errichtet. Dort erinnert heute eine Gedenktafel an die Synagoge. Die größte jüdische Gemeinde Potsdams hat in den vergangenen Jahren verschiedene Orte in der Stadt genutzt, die jedoch keinen feierlichen Rahmen für Gottesdienste bieten. (epd)
Mehr zum Thema finden Sie in der WOCHENENDAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN
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