
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Synagogen-Konsens bleibt „Kernaufgabe“ Chanukka-Fest der Synagogen-Gemeinde / Ud Joffe: Tragfähiges Konzept beider Gemeinden notwendig
Innenstadt - Zeichen des Entgegenkommens, Zeichen der Konfrontation: Das diesjährige jüdische Lichterfest Chanukka ist gekennzeichnet durch den Potsdamer Synagogenstreit. Beim Entzünden des ersten Chanukka-Lichtes am Dienstag war ein erneuter Vorstoß des Architekten Jost Haberland bekannt geworden, wonach er seinen ursprünglichen, in Potsdam auf zwiespältige Reaktionen gestoßenen Entwurf für einen Synagogenneubau in der Schloßstraße erneut überarbeitet habe.
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Innenstadt - Zeichen des Entgegenkommens, Zeichen der Konfrontation: Das diesjährige jüdische Lichterfest Chanukka ist gekennzeichnet durch den Potsdamer Synagogenstreit. Beim Entzünden des ersten Chanukka-Lichtes am Dienstag war ein erneuter Vorstoß des Architekten Jost Haberland bekannt geworden, wonach er seinen ursprünglichen, in Potsdam auf zwiespältige Reaktionen gestoßenen Entwurf für einen Synagogenneubau in der Schloßstraße erneut überarbeitet habe. Beim gestrigen Entzünden des dritten Chanukka-Lichtes durch die Mitglieder dem Haberland-Entwurf kritisch gegenüberstehenden Synagogengemeinde äußerte sich deren Vorsitzender Ud Joffe skeptisch gegenüber den Alleingängen des Architekten.
Das Chanukka-Fest erinnere an den Sieg der traditionellen Juden gegenüber sogenannte hellenisierte Juden 164 vor Christus. Joffe zufolge war eine zu schnelle Anpassung des Judentums an andere Kulturen der Hintergrund dieses „Kampfes“. Joffe: „Dieser Kampf wird in jeder Generation geführt.“ Jede Generation frage sich, was bewahrt, was verändert werden soll. Auch in Potsdam finde diese Debatte statt. „Es ist ein gutes Zeichen, dass wir über jüdische Identität offen diskutieren können“, erklärte Joffe in seiner Chanukka-Ansprache vor dem Bauplatz der künftigen Potsdamer Synagoge. Auch hinsichtlich des Synagogenbaus gebe es diese beiden Strömungen, so Joffe. Einen gemeinsamen Nenner zu finden werde „keine leichte Aufgabe“. Die Diskussion in Potsdam werde geführt zwischen Juden, die fromme religiöse Menschen sind, und Juden, die sich als „fromme Atheisten“ bezeichnen. Joffe: „Für alle diese Menschen müssen wir ein tragfähiges Konzept finden“. Voraussetzung seien Gespräche zwischen den beiden an der Synagoge interessierten Gemeinden, der Jüdischen Gemeinde Potsdam, die den Haberland-Entwurf favorisiert, und der Synagogengemeinde.
Ablehnend reagierte Joffe auf Haberlands Anpassungen des Entwurfes. „Kernaufgabe“ sei eine Einigung der Gemeinden. Leute, „die mit dieser Kernaufgabe nichts zu tun haben“, forderte Joffe auf, „uns nicht zu stören – Bauvereinsvorsitzende, Architekten, Verbände“.
Als versöhnliches Zeichen darf gelten, dass Hans-Jürgen Schulze-Eggert, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, ein Chanukka-Licht entzünden durfte. Als Vorstandsmitglied des Synagogenbauvereins hatte er einst den Mitgliedswunsch zahlreicher Haberland-kritischer Potsdamer als Versuch einer „feindliche Übernahme“ bezeichnet und abgelehnt. Im Zuge dessen gründete sich ein Förderverein für eine würdige Synagoge in Potsdam, deren Vize-Vorsitzende Jana Kadegis gestern den PNN erklärte, die Landesregierung habe den Weg einer Einigung der Gemeinden gewiesen – „wir bleiben auf diesem Weg“.
Indes wird nach PNN-Informationen in der Landesregierung über einen Synagogenbau nachgedacht, bei dem die strittigen Nutzungsteile ausgespart und zunächst nur die unstrittigen realisiert werden. Dabei handele es sich um eine Synagoge, das jüdische Ritualbad Mikwe sowie um den Veranstaltungssaal. Räume der Gemeinden könnten in die unmittelbare Nähe ausgelagert werden, in die im Zuge der Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte neu entstehende Ecke Schloßstraße/Friedrich-Ebert-Straße.
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