Aus dem GERICHTSSAAL: Szenen einer Beziehung vor Gericht 20 Monate Gefängnis
für den Peiniger
Stand:
Aus dem GERICHTSSAALfür den Peiniger Längst war die Liebe vergangen, die einst romantische Beziehung einer immer stetigeren Entfremdung gewichen. Paul P.* wollte dies nicht wahrhaben, baggerte Paula immer weiter an, obwohl diese nach 12 Jahren nur noch ihre Ruhe haben wollte. Anfang 2004 eskalierte die Situation dann. Inzwischen hauste Paul in der Laube seiner Lebensgefährtin, durfte allerdings ab und zu in der ehemals gemeinsamen Wohnung in Drewitz duschen, sich wohl auch ab und zu in Paulas Bett aufwärmen. Meist musste der 33-Jährige danach allerdings mit einer Matratze in einem Nebenzimmer vorlieb nehmen. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und Pauls Liebe zu Paula war nicht totzukriegen. Kümmerte sie sich darum, dass er endlich eine eigene Wohnung beziehen konnte, eine Alkoholentziehung in der Aue antreten konnte, ihn während seines Aufenthalts im Krankenhaus besuchte, wertete der gelernte Anlagenfahrer dies als Beweis ihrer Zuneigung. „Ich wollte endlich geordnete Verhältnisse“, berichtet Paula* (32) im Zeugenstand. Statt sich ein eigenes Leben aufzubauen, habe Paul nach der Entlassung aus der Therapie nur noch mehr geklammert, sie sexuell bedrängt, mehrfach geschlagen und an den langen blonden Haaren gezogen. Ein Abend ist der Beamten in besonders böser Erinnerung geblieben. „Paul holte mich aus dem Bett. Er forderte mich auf, mich auszuziehen und mich selbst zu befriedigen. Als ich nicht so wollte, wie er es sich vorgestellt hatte, schlug er mit einer Schnapsflasche auf meine Beine ein“, berichtet die Frau schluchzend. Auch einen Besuch Pauls am frühen Morgen, als er mit einem Küchenmesser vor ihrem Balkon stand, sie aufforderte, herunterzukommen, weil er mit ihr reden wollte, schließlich einen Reifen ihres Autos zerstach, sowie die Bedrohung ihres Vaters mit einem Luftdruckgewehr durch ihren Ex-Partner hat die Potsdamerin in unguter Erinnerung. Paula flüchtete schließlich zu ihren Eltern, wurde von Paul mit Telefonterror überzogen. „Ich ließ mich in eine andere Dienststelle versetzen. Der längere Anfahrtsweg und die Einstellung auf neue Kollegen waren mir egal“, so die Frau, die die Torturen ihres Ex-Partners nur mit fachärztlicher Hilfe zu überwinden wusste. Der psychologische Gutachter spricht von einer „gewissen Einschränkung der intellektuellen Leistungsfähigkeit“ des seit Mitte der 90er Jahre Alkoholmissbrauch treibenden Angeklagten. Paul P. sei unreif, infantil, habe eine geringe Toleranzschwelle, die ihn leicht ausrasten ließe. Das Amtsgericht verurteilt ihn wegen gefährlicher sowie einfacher Körperverletzung, versuchter und vollendeter Nötigung, sowie Nötigung in besonders schwerem Fall zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: