Aus dem GERICHTSSAAL: Szenen einer Ehe
Polizeibeamter muss 1800 Euro Geldbuße zahlen
Stand:
„Stehen Sie einmal auf“, bittet die Verteidigerin die Frau auf dem Zeugenstuhl. Dann fordert sie ihren Mandanten auf, sich ebenfalls zu erheben. Beide Personen sind gleich groß. Zumindest theoretisch könnte Dieter D.* (36) – wie angeklagt – seine Gattin Daniela* mit einer Hand am Hals festgehalten, mit seinem Kopf dann ihre Nase gerammt haben. Der Polizeibeamte bestreitet die Tätlichkeit, spricht von einem „reflexartigen Abwehren“ seiner inzwischen von ihm getrennt lebenden Ehefrau. Bei dieser Aktion habe er zudem noch seine jüngere Tochter auf dem Arm gehabt.
„Mein Mann hat im Januar versucht, mich umzubringen“, berichtet Daniela D. (37) vor Gericht. Später habe er gedroht, das Einfamilienhaus anzuzünden, falls sie ihn verlasse. Inzwischen habe sie eine einstweilige Verfügung erwirkt, die es Dieter D. bis Ende dieses Monats verbiete, das Haus zu betreten. „Ich habe Angst“, beteuert die hochgewachsene Frau, in deren Ehe es schon lange nicht mehr zum Besten stand.
Am Vormittag des 25. April sei sie mit Dieter D. verabredet gewesen, um das gemeinsame Konto aufzulösen, sie hätten sich aber verfehlt, so Daniela D. Am Abend – sie habe gerade ihren zwei Töchtern eine gute Nacht gewünscht – sei der Mann wütend ins Kinderzimmer gestürmt, habe sie beschimpft und beleidigt. „Dann packte er mich am Hals, drückte mich gegen die Wand und donnerte mir seine Stirn auf die Nase.“ Der Arzt attestierte Daniela D. am nächsten Tag eine Nasenbeinprellung samt Hämatom. „Außerdem hatte ich Schluckbeschwerden.“ Insgesamt sei sie sechs Wochen lang gesundheitlich beeinträchtigt gewesen, berichtet die Umschülerin.
„Meine Frau will mich fertig machen“, ist sich Dieter D. sicher. „Sie weiß genau, wie man einen Polizeibeamten in Misskredit bringt. “ Als bekannt wurde, dass gegen ihn wegen Körperverletzung ermittelt wurde, habe er sich seinem Dienstherrn offenbart. Der habe ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. „Ich hatte an dem bewussten Abend etwas getrunken. Ich hatte aber nicht die Absicht, meine Frau körperlich zu verletzen“, versichert der Angeklagte.
Das Gericht stellt das Verfahren gegen den Polizisten gegen Zahlung einer Geldbuße von 1800 Euro ein. 300 Euro davon solle seine Noch-Ehefrau als Schmerzensgeld erhalten. (*Namen geändert.) Hoga
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