Von Thomas Gantz: Tabellenführer unter sich

Luckenwalde ist in der öffentlichen Wahrnehmung, betrachtet man den Sport, vordergründig eine Hochburg des Ringens. Neben dem Luckenwalder SC, Deutscher Mannschaftsmeister des Jahres 2006, hat jedoch auch der Fußball seinen festen Platz im gesellschaftlichen Leben der Kreisstadt. Die Heimspiele des FSV Luckenwalde in der Brandenburgliga werden im Schnitt von 350 Zuschauern besucht. Der Fakt, dass der Verein derzeit die Tabelle der höchsten Spielklasse des Landes anführt, hat das öffentliche Interesse am Fußball nochmals ansteigen lassen. Zu registrieren sein wird dies anlässlich des morgigen Auftritts eines anderen Tabellenführers. Der zwei Klassen höher in der Regionalliga Nord spielende SV Babelsberg 03 kommt zum fälligen Spiel der 3. Runde im diesjährigen Wettbewerb um den Landespokal (14 Uhr, Werner-Seelenbinder-Stadion). Die Gastgeber erwarten zwischen 800 und 1000 Besucher. „Die konkrete Zahl hängt auch davon ab, wieviele Anhänger aus Babelsberg rüberkommen“, sagt Mathias Morack, der den FSV an drei Abenden der Woche trainiert.

Morack (46), Mitte der neunziger Jahre Publikumsliebling und heute eines der Idole des Babelsberger Fußballs, erhofft sich einen unterhaltsamen Nachmittag. Aber er ist auch Realist. „Wir sind zwar Tabellenführer, jedoch keinesfalls konstant genug. Babelsberg ist der klare Favorit. Wir wollen ihn fordern.“ Morack lässt offen, ob er wirklich an die Möglichkeit einer Überraschung glaubt. Sein früherer Verein hat schließlich während der vergangenen drei Jahre den Landespokal gewonnen und ist auch diesmal wieder aussichtsreicher Anwärter auf die damit verbundene Qualifikation für die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde.

Der Pokalverteidiger wird morgen über sein komplettes Aufgebot verfügen können. Aller Wahrscheinlichkeit wird Dietmar Demuth dem einen oder anderen Akteur eine „schöpferische Pause“ zugestehen. Der SVB-Trainer, der nach eigenen Worten derzeit viel Freude an seinem Dasein in Potsdam hat, wertet das Pokalspiel in Luckenwalde als treffliche Gelegenheit, mit Blick auf die danach anstehenden Punktspiele beim Hamburger SV II, gegen Hertha BSC II und den Halleschen FC im Rhythmus zu bleiben.

Den FSV Luckenwalde und Babelsberg 03 eint neben dem aktuellen Tabellenstand der indifferente Blick auf einen möglichen Aufstieg. Die Fußball-Oberliga wäre für die seit dem Jahr 2000 in der früheren Verbandsliga und jetzigen Brandenburgliga spielen Luckenwalder absolutes Neuland. „Dort mitzuspielen, würde uns reizen. Der Rahmen muss jedoch stimmen“, so Morack, der im Umfeld des Vereins zuletzt reichlich Bewegung ausgemacht hat. Beim benachbarten Ludwigsfelder FC registrierte man im vergangenen Sommer mit Erstaunen, dass der Torhüter Robert Petereit und der in seiner langen Laufbahn eigentlich immer höherklassig spielende Maik Eidtner künftig lieber mit dem FSV Luckenwalde auf Landesebene spielen wollten.

In Babelsberg wartet man erst einmal den weiteren sportlichen Werdegang ab.

Thomas Gantz