Landeshauptstadt: Täglich Biber-Alarm
Bäume am Ufer der Freundschaftsinsel dienen Nagern als Futter / Jakobs pflanzte Silberweide
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Innenstadt - Jörg Näthe ist nicht mehr amüsiert. Jede Nacht hat der Chefgärtner der Freundschaftsinsel inzwischen Biber- Alarm. Am ganzen Inselufer sind inzwischen die Bäume angenagt, teils bis zu einem Meter Höhe ihrer Rinde beraubt. Mit Draht und Strohmatten haben die Gärtner wenigstens einige der Bäume geschützt, bei allen wird dies nicht möglich sein. Nicht nur wegen Geldmangel. „Das ist auch eine Frage der Ästhetik“, sagte Näthe.
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erfuhr gestern erstmals von dem Biber- Problem. Wie berichtet, haben die Nager ihr Revier, das sich bislang auf die Nuthe beschränkte, ausgedehnt und die Freundschaftsinsel zum neuen Futterplatz erkoren. Sogar einen „Fluchtbau in Bahnhofsnähe“ sollen sie sich schon angelegt haben, so Näthe. Machen kann er dagegen nicht allzuviel – Biber stehen bekanntlich unter strengem Schutz.
Jakobs hofft, dass zumindest „sein“ Baum von einem Großangriff der Biber verschont bleibt. Der Rathauschef hatte zur Einführung in seine zweite Amtszeit von Stadtpräsident Peter Schüler (Bündnisgrüne) eine Silberweide geschenkt bekommen. Gestern pflanzte sie Jakobs auf der Freundschaftsinsel ein, gleich neben der Fußgängerbrücke über die Alte Fahrt. Am Tage der Amtseinführung hatte man den Baum mit einem Kran über den Balkon in den Plenarsaal des Stadthauses gehievt, wo er von den Gästen mit allerlei Wünschen an den Rathauschef behängt wurde. „Das ist also eine Bittschriftensilberweide“, witzelte Jakobs in Anspielung auf die Bittschriftenlinde neben dem Stadtschloss, an die einstmals die Bürger ihre Bitten an den König gepinnt hatten. Die heutigen Bürger hätten ihm vor allem Bürgerbeteiligung und Transparenz ans Herz gelegt, sagte Jakobs und versprach abermals, sich danach zu richten.
Der Rathauschef übernahm auch gleich die Patenschaft für die Silberweide. Er werde auch für Ersatz sorgen, sollten die Biber dem Baum den Garaus machen. Damit es dazu nicht kommt, hat das Bäumchen einen kleinen Mantel aus Draht bekommen. Die Blutverjüngung unter den Silberweiden kommt gerade zur rechten Zeit. Etliche dieser Bäume aus den 30er Jahren hätten nunmehr das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und würden nach und nach ersetzt, sagte Näthe. Dass es sich bei der Silberweide um eine Weichholz-Art handelt, stört Jakobs nicht. Hier drängten sich keine Analogien auf, meinte er augenzwinkernd: „Friesen sind alle aus hartem Holz geschnitzt.“ Bekanntlich stammt Jakobs aus dem ostfriesischen Eilsum.
Das Südende der Insel wird derzeit neu gestaltet. Ein Uferweg soll angelegt werden, durch zwei Unterführungen unter der Tram- und der Langen Brücke hindurch soll man zur Inselspitze gelangen. Neue Stauden werden gepflanzt und steinerne Bänke aufgestellt. Im Frühsommer sollen die Arbeiten beendet sein.pee
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