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Landeshauptstadt: Täglich sterben 24000 Kinder auf der Welt an Hunger Misereor-Sonntagskollekte geht

in diesem Jahr u.a. nach Brasilien

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in diesem Jahr u.a. nach Brasilien Von Conny Stenzel-Zenner „Die Armut mit allen Sinnen zu erleben, hat mich mitgenommen. Ich weinte.“ Michaela Verboom erzählt mit leiser und bedachter Stimme von ihrer ersten Reise nach Brasilien als Länderreferentin von Misereor. Damals besuchte sie eine Favela, ein Elendsviertel, in Nordostbrasilien. In einer Wellblechhütte, kleiner als zehn Quadratmeter, lebte ein älteres Ehepaar mit drei Enkelkindern. Michaela Verboom erinnert sich an nackten Zementboden, an einen Fernseher und einen Altar, auf dem ein kleines Jesusbild und brennende Kerzen standen. Fünf Hängematten waren gespannt und eine Leiche war aufgebahrt. Gestank brannte sich der heute 40-Jährigen in die Nase. In Elendsvierteln gibt es keine Abwasser- und Müllentsorgung. Mit der Armut einher geht der Hunger. Von den 175 Millionen Brasilianern hungern 40 Millionen Menschen. Diesen Hunger gilt es zu bekämpfen. Deshalb erläutert das Hilfswerk Misereor in seiner diesjährigen Fastenaktion das Thema Hunger am Beispielland Brasilien. Am morgigen Sonntag wird in den rund 13000 deutschen Pfarrgemeinden – in Potsdam in der St. Peter und Paul-Kirche und in Babelsberg in der Kirchgemeinde St. Antonius jeweils in den Messen um 10 Uhr – die Kollekte für Misereor gesammelt, die letztes Jahr immerhin 27,5 Millionen Euro einbrachte. Deutsche Bischöfe waren es 1958, die Misereor gründeten. Seither sind knapp 90000 Projekte mit einer Summe von 4,8 Milliarden Euro in Afrika, Asien und Lateinamerika gefördert worden. Unabhängig von Rasse, Religion und Nationalität sind Geldmittel in die ärmsten Regionen der Welt geflossen, um Hunger zu bekämpfen. Heute leiden nach UN-Angaben mehr als 830 Millionen Menschen an Hunger. Rund 1,3 Milliarden Menschen haben weniger als einen Euro täglich, um zu überleben. 24000 Kinder sterben täglich, weil sie nicht genug zu essen haben. Die Einnahmen des Kollektensonntags der diesjährigen, unter dem Motto stehenden Fastenaktion: „Unser tägliches Brot gib uns. Heute.“ wird zu gleichen Teilen auf Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika aufgeteilt. „Innerhalb Lateinamerikas gehen ungefähr 30 Prozent in Brasilienprojekte“, weiß Verboom. Alle Projekte werden über lokale einheimische Partnerorganisationen abgewickelt. Ein solcher Partner ist z.B. IRPAA, ein Institut für Kleintierhaltung und angepasste Landwirtschaft, das aus kirchlicher Zusammenarbeit entstanden ist. Im Nordosten Brasiliens arbeiten die Mitarbeiter von IRPAA. Dort, mitten in der Dürrezone, regnet es sehr unregelmäßig. Manchmal zwei Jahre lang nicht. Die Bauern lernen den Regen aufzufangen, wenn er fällt. Sie lernen, keine Rinder zu züchten, weil die täglich 50 Liter Wasser trinken, sondern Ziegen und Schafe, die mit 7 Litern auskommen. Es gibt die ersten Früchte der Arbeit von IRPAA. „Als ich eine Frau mit acht Kindern in einer kleinen Hütte besuchte, hatte die ihr Baby auf dem Arm, das Pausbäckchen hatte", sagt Verboom, die sich in dieser sehr armen Gegend wunderte, aber freute, dass alle Kinder der Mutter satt waren. „Auf Nachfrage antwortete die Brasilianerin: Meine Kinder trinken Ziegenmilch."

Conny Stenzel-Zenner

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