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Homepage: Tägliche Klaustrophobie

Jan Kixmüller

Stand:

Erster Versuch, Montagmorgen mit der Regionalbahn von Griebnitzsee nach Golm. Am Potsdamer Hauptbahnhof steigen Massen von Studierenden aus Berlin ein, bis Golm wird es gemütlich eng. Dort geht dann gar nichts mehr. Die Menschenmasse ergießt sich auf den Bahnsteig, vor der Treppe über die Gleise gibt es Stau, der Zug kann nicht abfahren. Hier gehen gut zehn Minuten drauf, zum Glück hält die alte Treppe dem Ansturm stand. Zweiter Versuch, mittags von Golm nach Potsdam: der Bus brechend voll bis Neues Palais. Dritter Versuch Nachmittags vom Neuen Palais zum Hauptbahnhof: überhaupt kein Platz mehr im Bus, Sardinenbüchse mit zahlreichen Körperkontakten. Vierter Versuch, morgens vom Bahnhof zum FH-Campus Pappelallee: Studenten kommen vom Zug gerannt mit Entwurfsmappen und vollen Taschen. Die Straßenbahn steht da, die Türen verriegelt, keine Reaktion auf drücken der Türöffner. Und Abfahrt! Es mag ja sein, dass für die Busse eine bessere Vertaktung versprochen wurde, dass die Bahn über einen Studentenexpress nachdenkt und dass in Golm einmal ein Wissenschaftsbahnhof mit Unterführung entstehen soll. Das hilft alles sehr wenig, wenn man täglich in Klaustrophobie geworfen wird, die man so nur aus fernen Reisen in überbevölkerte Schwellenländer kennt. Und dann setzt sich die Überfüllung in den Hörsälen der Geistes- und Sozialwissenschaften auch noch fort. So geht es einfach nicht, in einer Stadt, die sich mit ihren Studenten schmückt, in einem Land, das den Hochschulen Priorität gibt und in einer Region, in der Studierende und Wissenschaftler Entwicklungsfaktoren sind.

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