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Studierende der Fachhochschule organisierten „Unkonferenz“ zur Zukunft virtueller Bibliotheken

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Eine neue Konferenzform, in der räumliche und digitale Grenzen miteinander verschmelzen, ist kürzlich im „Schaufenster“ an der Potsdamer Fachhochschule ausprobiert worden: die erste „Unkonferenz“ im deutschsprachigen Raum, auch Bibcamp genannt. Viel mehr als das Thema – die virtuelle Bibliothek 2.0 – stand dabei nicht fest. Weder gabe es ein Programm noch eine Liste von Referenten. Stattdessen entwickelte sich ein grenzenloser Informationsaustausch, ganz real im „Schaufenster“ und zeitgleich im Internet. Während der „Unkonferenz“ äußerten sich einige der fast einhundert Teilnehmer in ihrem Blog zu Themen wie „Informationskompetenzen“, „Genderbibliothek 2.0“ oder „Kritik der Marke Bibliothek 2.0“.

Das Besondere an dieser Veranstaltungsform seien aber nicht nur die digitalen Möglichkeiten, sondern auch die Gelegenheit, über aktuelle Themen zu diskutieren, sagte der Dekan des Fachbereiches Informationswissenschaft, Professor Hans-Christoph Hobohm. Gemeinsam mit Partnern in der Humboldt-Universität Berlin leitete er die „Unkonferenz“, die von FH-Studenten in einem Projekt organisiert wurde. Ziel war es, eine flexible Veranstaltungsform zu finden, die sich an die schnelle Entwicklung des Internets anpasst, erklärte der Projektleiter und Informatiker Patrick Danowski, der auch Bibliothekar an der Staatsbibliothek zu Berlin ist. So konnte bereits kurz nach Beginn des Second Life-Auftritts der Bayerischen Staatsbibliothek darüber diskutiert werden. Die Atmosphäre sei viel offener und die Teilnehmer agierten interaktiver als bei einer normalen Konferenz. „Jeder ist hier ein Experte“, betonte Danowski. Ob Bibliothekar, Projektentwickler oder Informatiker, jeder dürfe ein Thema vorschlagen und sich an der Diskussion beteiligen. Profitieren könnten so die Entwickler und Nutzer gleichermaßen, erklärte Hobohm. Bei der „Unkonferenz“ wurde großer Wert auf Pausen gelegt, um einen regen Austausch zwischen den Teilnehmern zu fördern. Detlef Stabenau, Bibliothekar an der Technischen Universität Hamburg und Gründer einer der ersten Blogs für Bibliothekare, empfand die Atmosphäre als angenehm. „Es war wie bei einem Stammtisch“, sagte Stabenau, der zurzeit einen Online-Selbstlernkurs für Bibliothekare organisiert.

Genau das hatte Hobohm beabsichtigt, nämlich einen Treffpunkt zu schaffen, der nicht im Internet zu finden ist. „Nur weil wir ein neues Informationsverhalten haben, werden wir die sozialen Anknüpfungspunkte nicht verlieren“, sagte der Dekan. Gerade über die Mund-zu-Mund-Propaganda erfahre man immer noch sehr viel über die neuesten Entwicklungen, ergänzte Patrick Danowski. Außerdem werde die Bibliothek immer ein zentraler Treffpunkt einer Gesellschaft bleiben. Verändern würden sich nur die Medien, aus denen eine Bibliothek bestehe. Die Ängste der Bibliothekare vor dem digitalen Zeitalter seien deshalb unbegründet. Vielmehr sollte sich jeder Bibliothekar fragen, wie er mit den neuen technischen Möglichkeiten besser umgehen könne.

So wurden auf der Unkonferenz auch neue Ressourcen für die Bibliothek der Zukunft vorgestellt. Technische Innovationen wie Video-Lernspiele für Jugendliche wurden diskutiert. Ebenso neue Suchmaschinen, wie etwa „yovisto“, eine akademische Suche für Videos, oder „Zack-Gateway“, eine umfangreiche Suchmaschine für Bibliotheksdatenbanken. Hobohm zeigte sich erfreut über den regen und erfolgreichen Informationsaustausch. Schließlich ist damit ein wichtiges Ziel der „Unkonferenz“ erreicht worden: „Wissen frei verfügbar zu machen.“ Susanna Maier

Susanna Maier

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