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Von Richard Rabensaat: Tanzen fürs Klima
Die FH Potsdam zeigt Reaktionsmöglichkeiten auf den Klimawandel
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Ganz still stehen die Exponate in der Ausstellung „Klimatisiert“ in der Fachhochschule Potsdam. Die ausgestellten Exponate sind lebendig. „Bei einigen dauerte es etwas länger, sie von der Idee zu überzeugen. Aber schließlich haben alle mitgemacht“, schildert die Studentin Ulrike Trenz die Vorbereitung des Projektes, das sich mit dem Klimawandel beschäftigt. Fritz Reusswig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Berit Wenk vom Bund Jugend, Axel Werner vom Exploratorium Potsdam und einige Fachleute mehr, verharren zu Beginn des Aktionstages als lebende Statuen in bewegungsloser Pose. Die Klimaausstellung macht aus der Schwierigkeit Bilder für den Klimawandel zu finden, die nicht sofort plakativ wirken, einen Vorteil. Während des Eröffnungsrundgangs zeigen die Kuratorinnen Informationsmaterialien, aber auch das Gesamtensemble, dessen Teil die lebenden Personen sind.
„Wir haben nach Schlüsselpersonen aus den Bereichen Wohnen, Bauen, Konsum, Umwelt und Energie in Potsdam gesucht“, erklärt die Studentin Luise Schmidt. Mit dem „guten Leben im Klimawandel“ hatte sich der Potsdamer Wissenschaftler Hermann Voesgen in einer Forschungsarbeit beschäftigt. Das gab den Anstoß für die Studenten Klimawandel nicht nur als globales Katastrophenszenario zu begreifen, sondern auch als Handlungsaufforderung im Alltag. Wie sich die Veränderungen von Umweltbedingungen niederschlagen und wie der einzelne darauf reagieren kann, möchte das studentische Projekt zeigen. Darum gibt es nicht nur Kurven, Grafiken und Fotos von verwüsteten Landschaften zu sehen, sondern die Möglichkeit mit Personen ins Gespräch zu kommen, die von Berufs wegen oder als engagierte Privatleute auf die sich ändernde Umwelt reagieren. „Wir wollten auf keinen Fall mit einem pädagogischen Zeigefinger daher kommen“, sagt Luise Schmidt. Fünf Studenten aus dem Fachbereich Kultur, ein Designer und ein Ausstellungsarchitekt haben trotz knappen Budgets dafür gesorgt, dass die Ausstellung auch interessantes Anschauungsmaterial fürs Auge bietet. Zudem zeigen sie laufend Filme, die ebenfalls um die Erwärmung der Erdatmosphäre, ökologisches Bauen, schonende Ressourcennutzung und Umweltzerstörung kreisen.
Nach der Eröffnung werden die „Exponate“ erlöst, die Besucher können mit ihnen in einen Dialog treten und ihnen Fragen aus dem jeweiligen Fachgebiet stellen. Kann etwas nicht unmittelbar im Gespräch geklärt werden, gibt es die Möglichkeit, sich die Frage zu notieren und sie einzureichen, damit sie anschließend im Podium diskutiert wird. Ohnehin sind die Besucher aufgerufen, sich auch am Ausstellungsaufbau aktiv zu beteiligen. Sie erhalten Stifte, Papier und Zettel um Ideen, Vorschläge und sonstige Assoziationen spontan zu Klimacollagen zu verdichten.
Von der Energieeinsparung im „Passivhaus“ bis zu Grafiken vom Potsdamer Institut für Klimaforschung (PIK), reichen die Stationen des Projektes. Der Biologe und Pflanzenhändler Peter Rhode wird ausladende Botanik mit Licht und Klang zu einem „Eyecatcher Mikrojungle“ verdichten. Bei der Begrünung von Gärten und Häusern macht sich Rhode für eine Garten- und Balkongestaltung stark, die ohne Pestizide auch bei der Pflanzenproduktion für den späteren Blumentopf auskommt. Die Pflanzen von Rode machen den Rundgang zu einem sinnlichen Erlebnis, sie können berührt und gerochen werden. Die Duft-Pelargnoie offenbart dabei erstaunlichen Qualitäten. Sie kann sowohl nach Coca-Cola, wie auch nach Knoblauch und Minze riechen.
Für Potsdam hat das PIK ein Konzept entwickelt, mit dem die Stadt Kohlendioxid sparen kann, erklärt Trenz. Wo die Möglichkeiten zur Einsparung liegen, zeigt unter anderem eine Große Karte von Potsdam, auf der verschiedene Stationen markiert sind, die beispielhaft für Gestaltungsprojekte im Bereich Klima stehen. Eine Idee die nicht nur Strom spart, sondern Energie erzeugt, ist ebenfalls Teil des Konzeptes. Beim munteren Tanzen auf einem Ausflugsboot soll Bewegungsenergie unmittelbar in Strom umgesetzt werden. „So etwas gibt es schon in Amsterdam,“ erzählt Luise Schmidt.
Ganz langsam geht es dagegen bei Gabriele Hauptvogel zu. An einer langen, opulent gedeckten Tafel zelebriert Hauptvogel als Aktivistin von „Slow Food Convivium“ Potsdam das „langsame Essen“. Die Idee von bewusstem Essen als Gegensatz zum massenhaften herunter schlingen von Fast Food stammt ausgerechnet aus dem sonst nicht unbedingt für Gemächlichkeit bekannten Italien, erklärt Trenz. Mit regionalem Schwerpunkt kocht auch die Mensa der FH am Aktionstag. Kürbispizza und Apfelsorten aus Brandenburg stehen auf dem Speiseplan.
Sonntag 31. Oktober von 11-17 Uhr an der FH Potsdam, Pappelallee 8-9.
Richard Rabensaat
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