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Landeshauptstadt: Tastaturkleider und Stromfolien

Potsdamer Schulen wurden für kreative Ideen im Projekt „Energiesparschulen“ ausgezeichnet

Von Sarah Kugler

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Der Saal im Potsdamer Rathaus ist relativ dünn besetzt. Gerade mal 22 Personen saßen am Donnerstagnachmittag auf den grün gepolsterten Stühlen und warteten auf die Preisverleihung für die fünf besten Energiesparschulen Potsdams. Dabei hätten die Schüler für ihre kreativen Ideen durchaus ein größeres Publikum verdient.

Im Rahmen des Projektes „Energiesparschule“ haben sich Potsdamer Schulen ein Jahr intensiv mit dem Thema Energieverbrauch im Klassenzimmer beschäftigt. Insgesamt 37 Schulen wurden von dem kommunalen Immobilienservice (KIS) und der EBCsoft GmbH aus Leipzig mit verschiedenen Aktivitäten begleitet, die einen bewussten Umgang mit Energie und Ressourcen vermitteln und auch zur Einsparung von Kosten führen sollten. „Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen“, sagte Bernd Richter vom KIS. „Wir sehen, dass sich die Schüler mit großem Elan und Erfolg an dem Projekt beteiligt haben.“ Um das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen zu stärken, wurden Umweltdedektive ernannt, die am Ende jedes Tages das Licht ausschalteten und die Fenster schlossen.

Den ersten Platz erreichte die Gesamtschule „Peter Joseph Lenné“. Das Preisgeld von 5751,20 Euro fließt in den Förderverein der Schule und soll für weitere Schulprojekte verwendet werden. Auf den zweiten Platz kam die Waldstadt-Grundschule dicht gefolgt vom Humboldt-Gymnasium auf dem dritten Platz. Das Wohnheim mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkten Hören und Sprache am Schlaatz und das Helmholtz-Gymnasium landeten auf Platz vier und fünf. Es war die erste Preisverleihung des 2012 gestarteten Projektes. Ausgelegt ist es vorläufig auf fünf Jahre und soll auch noch weitere Schulen motivieren, das Thema Umwelt und Energie mit in ihren Unterrichtsalltag zu integrieren.

Dafür hat die EBCsoft extra eine Internetseite angelegt, auf der sich Lehrer inspirieren und Unterrichtsmaterialien runterladen können. Auch bei Projekttagen und Exkursionen stehen die Initiatoren mit Rat und Tat zur Seite. „Selbst im Französischunterricht wurde das Thema aufgegriffen“, erzählte Chris Ross, Projektpädagoge von EBCsoft. „Es wurden einfach Vokabeln passend zum Thema gelernt.“

Nicht nur die Lehrer, sondern auch die Schüler bewiesen große Kreativität bei der Umsetzung des Projektes. So organisierte das Wohnheim am Schlaatz zum Beispiel eine Modenschau mit Kleidung aus Plastikmüll. Der Kunstkurs des Humboldt-Gymnasiums hatte eine ähnliche Idee: unter dem Motto „Upcycling“ kreierte er ein Kleid aus alten Computertastaturen. Schüler der achten Klasse verglichen hingegen verschiedene Autotypen nach ihrem Verbrauch und ihrer Umweltfreundlichkeit. Auch die Sechstklässler des Gymnasiums wurden in das Projekt mit eingebunden. Von Maskottchenzeichnungen über Facharbeiten bis hin zu Baukonzepten für energiesparendes Wohnen wurde alles abgedeckt.

Besonders beeindruckend waren die Konzepte der Lenné-Schule. Felix Dittrich (18) und Richard Jaletzki (18) aus dem Informatik-Leistungskurs der 13. Klasse entwickelten mehrere Modelle verschiedener Entwicklungsstufen einer Heizungsregulierung für Klassenzimmer. Am Donnerstag präsentierten sie die optimierte Endversion, an der sie noch während der Sommerferien weitergetüftelt hatten. Außerdem erarbeiteten sie ein Konzept für Energiegewinnung mit den sogenannten Piezo-Folien. Diese bestehen aus Kristallen und erzeugen bei Druck Spannung. „Um daraus Energie zu gewinnen, bräuchte man einen speziellen Energieumwandler“, erklärte Felix. Die Idee ist, die Folie unter dem Linoleumboden vor den Toiletten zu installieren. Durch den Druck der darüberlaufenden Leute, würde dann kostenloser Strom entstehen.

„Das sind wahre Leuchtturmprojekte“, sagte Richter. „Ein leuchtendes Beispiel für alle anderen Schulen.“

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