Aus dem GERICHTSSAAL: Tatwaffe: Fantaflasche aus Plastik
Ehekrise eskalierte / 2000 Euro Geldstrafe
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Deutlicher können sie ihr Zerstrittensein kaum zeigen. Peter P.* (51), einer seiner zwei Söhne und ein benachbartes Ehepaar stehen vor Prozessbeginn auf der einen Seite des Gerichtsflurs, die Angeklagte Patricia P.* (49) und der ältere Sohn auf der anderen. Patricia P. soll am 20. Mai vorigen Jahres „ausgetickt“ sein, ihren getrennt von ihr lebenden Ehemann mit einer halb leeren Plastik-Fantaflasche beworfen, den damals 89-jährigen Schwiegervater an der Schulter ergriffen, geschüttelt, die Männer gar als „Säue, Schweine und Verräter“ betitelt haben. Nun lautet die Anklage gegen die ehemalige Bankangestellte auf gefährliche Körperverletzung und Beleidigung.
„Mein Mann hat eine Geliebte. Er will mich entsorgen, und das nach 25 Ehejahren. Am liebsten sähe er mich in der Klapsmühle“, ist sich Patricia P. sicher. Inzwischen ist die Scheidung eingereicht, leben die Parteien getrennt. „Ich wohne im Gartenhaus, im Winter werde ich erfrieren“, umreißt Patricia P. die Situation. An jenem Frühlingstag des Jahres 2005 habe sie den Abendbrottisch für sich, den Ehemann und den Schwiegervater in dem einst gemeinsamen Haus gedeckt. Die Männer hätten es allerdings vorgezogen, bei den Nachbarn zu speisen. Als sie nachschauen ging, sei sie von den Familienangehörigen mit den Worten „Hau ab, du Verrückte. Du gehörst in die Irrenanstalt!“, empfangen worden. Aus Erregung habe sie eine Cherrytomate sowie einen kleinen Pfannkuchen ergriffen, die Sachen in Richtung Swimmingpool geschleudert. „Ich habe aber keinen getroffen“, beteuert Patricia P.
„Wir saßen gemütlich auf der Terrasse. Da kam meine Schwiegertochter und schmiss mir zur Begrüßung einen Pfannkuchen an den Kopf. Dann packte sie mich an der Schulter. Ich wackelte schon und dachte, der Stuhl kippt gleich“, erinnert sich der inzwischen 90-jährige Schwiegervater im Zeugenstand. „Meine Frau machte zu dieser Zeit schon lange kein Abendbrot mehr für uns, berichtigt Peter P. Deshalb hätten sie auch gern die Einladung der Nachbarn angenommen.“ Unvermittelt sei Patricia P. erschienen und habe „verrückt gespielt.“ Sie versuchte, meinen Vater vom Stuhl zu schubsen. Dann bewarf sie uns mit Lebensmitteln. Mich traf eine halb volle Fantaflasche am Oberkörper.“ Im übrigen sei der Vorfall vom 20. Mai 2005 nur einer von zahlreichen Ausrastern von Patricia P. gewesen, so der Jurist. Seine Noch-Gattin würde keine Gelegenheit auslassen, ihn und den bei ihm lebenden Sohn schlecht zu machen.
„Auch wenn man noch so wütend ist, darf man nicht mit Gegenständen auf Menschen werfen“, befindet die Vorsitzende und verurteilt Patricia P. zu einer Geldstrafe von 100 Tagessätzen zu je 20 Euro. (*Namen geändert.)Hoga
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