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Landeshauptstadt: Tausende bunte Steinchen

Bodenmosaike rücken als besondere Zierde der Potsdamer Parks wieder in den Blickpunkt

Stand:

Die Bodenmosaike aus schwarzem Basalt oder Gabbro, weißen oder buntem Marmor, grauem Muschelkalk, rotem Quarzit oder grau-grünem Sandstein, die stern- und kreisförmige, quadratische und rechteckige Ornamente, auch Blatt- und Blütenformen bilden, sind eine besondere Zierde der Potsdamer und Berliner Welterbeparks. Hier nehmen sie zu Füßen von Marmorbänken, Denkmälern oder Brunnen insgesamt mehr als 1500 Quadratmeter Fläche ein. Eine solche Fülle gibt es nirgendwo anders in deutschen Gartendenkmalen.

Michael Horst Schröder kennt jedes der vielseitigen Kunstwerke. Der Kleinmachnower, der den seltenen Beruf des Mosaizisten ausübt, erweist sich seit mehr als einem Jahrzehnt als zuverlässiger Partner der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Bekannt wurde er unter anderem durch die Wiederherstellung und Rekonstruktion aufwändig gestalteter Natursteinmosaike vor Rundbänken unterhalb der Sanssouci- Orangerie und im Schlosspark Glienicke, des neogotische Blütenmotive zeigenden Beckenrandes der „Mosaik“- Fontäne im Marlygarten, der Trinkhalle des Flatowturms, des Teeplatzes an den Römischen Bädern, des Mosaikteppichs vor der Villa Liegnitz oder auch des historischen Fußbodens der Schlossküche von Sanssouci.

Bis in den Herbst hinein konnte man den Mosaizisten an den Brunnenwänden („Badewannen“) im Sanssouci-Parterre bei der Arbeit sehen. Hier geht es nicht um eine aufwändige Restaurierung, sondern um die Instandsetzung und Sicherung der Bodenmosaike. Dazu zählen die Festigung des Untergrunds, die originalgerechte Schließung von Fehlstellen und vom Frost zerstörter Fugen sowie die Beseitigung von Moosbewuchs und Flechten. Dafür setzt Michael Horst Schröder Spezialmaschinen ein, so maschinelle Bürsten, die jeden Winkel erreichen. Auf die gleiche Weise hat er unter anderem die Mosaike der Schlossterrassen, am Michaelsdenkmal und an der Siegessäule im Park Babelsberg behandelt und sie so für die Besucher wieder sichtbar und erlebbar gemacht.

Bodenmosaike waren verstärkt ab Ende der 1860er Jahre unter Wilhelm I. an zahlreichen Stellen in die Parks eingefügt worden. Dazu hatte der Kronprinz, der spätere Kaiser Friedrich III., den Anstoß gegeben. Damals war von dem Venezianer Antonio Salviati das so genannte „umgekehrte Setzverfahren“ entwickelt worden, das das Verlegen der aus Tausenden Steinchen bestehenden Kunstwerke erleichterte und verbilligte.

Stiftungs-Gartendirektor Michael Rohde unterstrich ihren hohen Wert; für die Sicherung und Konservierung wurden 2007 aus den Einnahmen des freiwilligen Parkeintritts zusätzlich 6000 Euro eingesetzt. Auch 2008 ist dies wieder vorgesehen. In der Vergangenheit sei man sich nicht immer bewusst gewesen, dass die Bodenmosaike eine einmalige Zierde der Potsdamer und Berliner Parks darstellen.

Schon in der Kaiserzeit wurden die filigranen Kunstwerke teilweise mit Salzsäure gereinigt, was sie schwer schädigte und ihre Farben verblassen ließ. Später wurden Fehlstellen mit gewöhnlichem Kleinpflaster ausgebessert, zahlreiche Mosaike verschwanden unter Bewuchs und Sand. Sie alle denkmalgerecht wiederherzustellen, ist eine langfristige Aufgabe. Von den etwa 1500 Quadratmetern Fläche ist ein Drittel inzwischen instand gesetzt beziehungsweise restauriert. In diesem Jahr kamen durch Michael Horst Schröder weitere 35 Quadratmeter hinzu. Die Arbeit wird dem erfahrenen Mosaizisten also in den nächsten Jahren nicht ausgehen. Schröder ist übrigens jetzt auch zur denkmalpflegerischen Betreuung des Mosaikpflasters des Berliner Schinkelplatzes herangezogen worden, der bekanntlich in dem historischen Bild angepassten Formen neu bebaut werden soll.

Erhart Hohenstein

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