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Von Michael Klug: Tausende kennen Himmelpfort – aber nur zur Weihnachtszeit
Der Ort will an Popularität des Weihnachtspostamtes teilhaben / Allerdings fehlt es in der Region an konkreten Vermarktungsideen
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Himmelpfort - Als das diesjährige Adventsspektakel in Himmelpfort in Oberhavel seinem Höhepunkt zusteuerte, war selbst Weihnachtsengel Kornelia Matzke zu Tränen gerührt. „Man könnte weinen, so schön ist das“, sagte die Mittfünfzigerin im goldenen Gewand über den Moment, in dem sich Sandmann und Weihnachtsmann im Weihnachtspostamt trafen (Foto). Ihre Freude für den Augenblick teilte Matzke zugleich mit Zehntausenden Kindern aus aller Welt, die in diesem Jahr fleißig ihre Weihnachtswünsche nach Himmelpfort schickten.
Dass das Treffen zum 25-jährigen Jubiläum des „himmlischen Postamtes“ auf eine Idee cleverer Marketingstrategen der Deutschen Post AG zurückgeht, fiel dabei gar nicht auf.
Lediglich die Tourismusvermarkter des Ruppiner Land beäugten das Spektakel misstrauisch. Denn seit Jahren hätten sie gerne Anteil an der Popularität des Himmelpforter Postamtes. „Bislang ist es uns aber noch nicht gelungen, das Thema Weihnachten über das Jahr hinweg auch für die Vermarktung unserer Region als Tourismusziel zu nutzen. Das muss sich dringend ändern“, sagt Peter Krause, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ruppiner Land an.
Denn angesichts der Flut von Briefen an den Weihnachtsmann in den Ort mit dem vielversprechenden Namen erhofft man sich einen überaus geldwerten Vorteil für die Region. „Knapp eine Viertelmillion Kinder scheinen Himmelpfort zu kennen. Und die bekommen alle Taschengeld und können mit entscheiden, wofür sie das Geld ausgeben“, sagt Krause. Am liebsten wäre ihm natürlich, wenn die Kinder die Urlaubspläne ihrer Eltern mitbestimmen könnten und im Sommer nach Himmelpfort kämen.
„Unsere Naturschönheiten wie die Seen und Wasserwanderwege sind ja im ganzen Land bekannt. Wenn man das mit dem Himmelpforter Weihnachtspostamt verbinden könnte, wäre das ideal“, sagt Krause.
Doch wie man Weihnachten im konkreten Fall vermarkten müsste, wissen die Tourismusverantwortlichen im nördlichsten Zipfel Brandenburgs offenbar immer noch nicht genau. „Das Stichwort wäre Crossmarketing mit Weihnachten als Türöffner. Die Unternehmen vor Ort müssten die Marke Himmelpfort verstärkt in ihre Konzepte einbinden“, sagt Krause.
Das wiederum dürfte schwierig sein. Eine Großzahl der touristischen Unternehmen vor Ort hat sich auf das Geschäft mit der Sonne und dem Wasser spezialisiert. Und ob sich schweißtreibende Paddeltouren im Hochsommer mit dem Weihnachtsmann verbinden lassen, scheint fraglich.
Um aus der seit Jahren andauernden Ideenkrise herauszukommen, hat man sich in Himmelpfort nunmehr internationalen Beistand gesucht.
Gemeinsam mit sechs weiteren europäischen Orten wurde der Verbund „Christmas Cities“ gegründet. Neben Himmelpfort gehören dazu unter anderem Steyr in Österreich, Rovanemi in Finnland und das französische Sélestat, wo im Jahr 1521 der weltweit erste geschmückte Weihnachtsbaum urkundlich erwähnt wurde. „Das sind alles Orte, die in besonderer Weise etwas mit Weihnachten zu tun haben“, sagt Krause.
Als erstes Ergebnis des Zusammenschlusses wurde bereits eine gemeinsame DVD herausgegeben. Sie zeigt Bilder aus allen sechs Weihnachtsorten. Was der Verbund darüber hinaus noch plant, ist aber unklar. Erst im kommenden Sommer soll es dazu in Himmelpfort ein Strategiegespräch der „Christmas Cities“ geben.
Michael Klug
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